Bei einer Pressekonferenz der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) wurde vor den Gefahren eines „kalten Strukturwandels“ in Krankenhäusern gewarnt. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, äußerte sich dazu und betonte, dass die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser differenziert betrachtet werden muss. Obwohl es in den letzten Monaten zu Insolvenzen von Kliniken gekommen ist, konnten die meisten dieser Häuser mit veränderten Strukturen weiterhin bestehen. Gleichzeitig veröffentlichen große private Klinikträger gute Geschäftsergebnisse. Trotz einer gesunkenen Auslastung der Krankenhäuser fließt jedes Jahr mehr Geld der gesetzlichen Krankenversicherungen in die Krankenhaus-Strukturen. Im vergangenen Jahr erhielten die Krankenhäuser insgesamt 93,6 Milliarden Euro aus Beitragsmitteln der gesetzlichen Krankenversicherten, was einem Anstieg von rund sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Steigerungsrate der GKV-Ausgaben für Krankenhausbehandlungen lag bereits 2023 über der Inflationsrate, die seitdem auf 2,5 Prozent im Februar 2024 gesunken ist.
Reimann betonte die Notwendigkeit, dass bedarfsnotwendige Kliniken keine Probleme bekommen dürfen, da sie für eine gute Patientenversorgung unerlässlich sind. Daher fordert sie eine schnelle Umsetzung der Krankenhausreform. Die zukünftige Finanzierung der Kliniken sollte nicht mehr nach dem Gießkannen-Prinzip erfolgen, sondern anhand des geplanten Systems der Leistungsgruppen, das in Kombination mit einer fallunabhängig ausgestalteten Vorhaltefinanzierung einen echten Fortschritt bringen könnte. Dies sichere den bedarfsnotwendigen Kliniken die wirtschaftliche Solvenz und die Arbeitsplätze und trage zu einer besseren Patientenversorgung bei.
In Berlin könnte dieser Beitrag von Interesse sein, da die Stadt zahlreiche Krankenhäuser aufweist, die von den genannten Entwicklungen betroffen sein könnten. Die finanzielle Lage der Krankenhäuser in Berlin, insbesondere der bedarfsnotwendigen Einrichtungen, könnte sich möglicherweise verschlechtern, wenn das Gießkannen-Prinzip beibehalten wird. Historisch betrachtet ist das Berliner Krankenhauswesen stark durch den Zweiten Weltkrieg und die darauf folgende Teilung der Stadt geprägt gewesen. Nach dem Krieg mussten viele Krankenhäuser wieder aufgebaut und modernisiert werden, während die Teilung Berlins dazu führte, dass es im Westteil der Stadt ein überproportionales Angebot an Krankenhäusern gab. Mit der Wiedervereinigung wurde an einer Angleichung der Krankenhausstrukturen gearbeitet, wobei es aber weiterhin Unterschiede zwischen den ehemaligen West- und Ost-Berliner Krankenhäusern gab. Eine weitere historische Tatsache von lokalem Interesse könnte der Berliner Skandal um minderwertige Brustimplantate sein, der 2010 aufgedeckt wurde und deutschlandweit für Aufsehen sorgte.
Quelle: AOK-Bundesverband / ots