Ein historischer Rückzug: Biden gibt seinem Land die Chance zur Erneuerung
Ein historischer Moment für die Vereinigten Staaten: Der amtierende US-Präsident Joe Biden hat eine mutige Entscheidung getroffen und angekündigt, nach den Wahlen das Weiße Haus zu räumen. Dieser Rückzug hat eine historische Bedeutung für das Land und ermöglicht einen Neuanfang. Obwohl der Druck auf den 81-Jährigen enorm war, konnte ihm niemand diese Entscheidung abnehmen. Wie Barack Obama in seiner Lobeshymne auf Biden betont, ist diese Entscheidung im besten Sinne patriotisch.
Es bleibt ungewiss, ob Biden die Wahl gegen Trump im November tatsächlich verloren hätte. Wahlen haben ihre eigene Dynamik. Dennoch wiesen bereits vor den Schüssen auf Trump alle Umfragen in diese Richtung. Nach dem Attentat und der darauffolgenden Krönungsmesse der Republikaner brach in Teilen der Demokratischen Partei Panik aus. Es drohte nicht nur der Verlust des Weißen Hauses, sondern auch die Eroberung des Kongresses durch die Republikaner. Ein Alptraum, wenn man Trumps Pläne für den Umbau des Landes bedenkt.
Die Demokratische Partei hat erkannt, dass ihre einzige Chance darin besteht, sich hinter Kamala Harris als Kandidatin zu vereinen. Die überwältigende Mehrheit der Kongress-Abgeordneten hat bereits ihre Unterstützung zugesagt, und es sind bereits 50 Millionen Dollar an Spenden eingegangen. Bisher hat niemand von Bedeutung eine Gegenkandidatur angekündigt. Die Reihen schließen sich.
Das Schweigen Barack Obamas zu Kamala Harris ist keineswegs ein Zweifel an ihrer Stärke, sondern eine kluge Entscheidung. Es hat mit dem Gewicht, das Obama in der Partei hat, zu tun. Die Partei befindet sich in einem demokratischen Abstimmungsprozess, den der ehemalige Präsident nicht abwürgen will. Amerika vollzieht gerade einen einmaligen Drahtseilakt, der viele Menschen aus ihrer Agonie und Apathie befreien und zu einem fulminanten Wahlsieg führen kann - aber niemand kann sicher sein. Die Demokraten setzen alles auf eine Karte und hoffen darauf, dass neben Kamala Harris auch Donald Trump verdammt alt aussieht.
Die Nervosität der Republikaner ist deutlich spürbar, wie ihre abstruse Forderung nach Bidens Rücktritt als Präsident zeigt. Die Entscheidung des US-Präsidenten verdient höchsten Respekt. Sie zeigt seine Größe und Stärke, gerade weil er sich nicht um die Macht klammert.
Ein "Lame Duck" wird der US-Präsident genannt, wenn seine Macht schwindet, weil er nicht erneut antritt. Doch Biden ist heute genauso mächtig wie gestern. Seine Zögerlichkeiten in manchen außenpolitischen Fragen haben nothing mit seinem Alter zu tun, sondern mit Verstand, Augenmaß und Nachdenklichkeit. Wer in Bidens Alter das Sinnbild für die vermeintlich schwindende Macht der USA sehen will, der versteht nichts. Der US-Präsident ist ein Garant für die Kontinuität einer Supermacht, gerade in turbulenten Wahlkampfzeiten. Es wäre fahrlässig, Harris bereits jetzt das Amt zu überlassen.
Mit seinem Rückzug von der Kandidatur hat Biden eine Tür geöffnet - doch hindurchgehen müssen die Amerikaner selbst.