Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen gefordert: Grünen-Fraktion möchte Gewalt und Machtmissbrauch vermeiden Kurz vor den drei ausverkauften Rammstein-Konzerten in Berlin fordert die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus verpflichtende Sicherheitskonzepte für alle Veranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern. Ziel dieser Maßnahme ist es, einen effektiven Gewaltschutz für Frauen und marginalisierte Gruppen zu gewährleisten. Bahar Haghanipour, Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses und Sprecherin für Frauenpolitik und Gleichstellung der Fraktion, betonte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass Frauen und marginalisierte Gruppen besser vor Gewalt geschützt werden müssen. Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann seien kein Einzelfall, so Haghanipour. Wo Abhängigkeitsverhältnisse, Status und Macht eine Rolle spielen, werde Macht oft auch ausgenutzt. Die Politik dürfe hier nicht wegsehen, sondern müsse kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen für einen effektiven Gewaltschutz schaffen. Die Grünen-Fraktion fordert einen grundlegenden Kulturwandel in der Veranstaltungsbranche. Mehrere Frauen erhoben Vorwürfe gegen Till Lindemann. Ihnen zufolge wurden junge Frauen während Konzerten ausgewählt und gefragt, ob sie zur Aftershowparty kommen möchten. Als Reaktion auf diese Vorwürfe hat die Grünen-Fraktion eine parlamentarische Initiative mit verschiedenen Vorschlägen ausgearbeitet. Diese beinhaltet unter anderem die Verpflichtung für Betreiber großer Veranstaltungsstätten, Sicherheitskonzepte zu etablieren. Zudem soll eine Musterklausel für Mietverträge kleinerer Kulturveranstaltungsräume erarbeitet werden, um Veranstalter dazu zu verpflichten, Sicherheitskonzepte mit Awareness- und Hilfestrukturen einzuführen. Die Grünen-Fraktion plädiert auch für einen Maßnahmenkatalog für diskriminierungssensible Strukturen im Konzert- und Veranstaltungsbetrieb. Hierbei können die Theaterbranche und ihr Maßnahmenkatalog "Fairstage" als Vorbild dienen. Dieser wurde 2021 erstellt, nachdem Fälle von Machtmissbrauch an Berliner Sprechtheater-Bühnen bekannt wurden. Zusätzlich fordern die Grünen, den Deutschen Kulturrat bei der Erarbeitung eines Verhaltenskodex zu unterstützen. Des Weiteren soll geprüft werden, ob die Beratungs- und Vertrauensstellen für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Berlin erweitert werden können und ob öffentliche Zuwendungen an Maßnahmen zum besseren Gewaltschutz geknüpft werden können. Die Rechtsanwältin und Autorin Asha Hedayati unterstützt den Vorstoß der Grünen. Sie vertritt Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Hedayati betonte, dass es hierbei nicht nur um eine Band oder ein Musikgenre gehe, sondern um ein strukturelles Problem. In den vergangenen Wochen wurde Hedayati häufig von Betroffenen kontaktiert, die sich jedoch nicht öffentlich äußern möchten, da sie Angst haben, dass ihnen Mitschuld oder Vorverurteilungen zugeschrieben werden. Hedayati forderte ein Ende des Schweigens sowohl seitens der Betroffenen als auch des Umfelds der Täter und der Medien. Sie betonte, dass das große Schweigen zur Stabilisierung misogyner Strukturen führe. Obwohl die Umsetzung der Istanbul Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Berlin bereits weiter fortgeschritten ist als anderswo, gibt es noch viel Luft nach oben, insbesondere in Bezug auf Präventivarbeit. Hierbei sei ein Perspektivwechsel vonnöten, der die Verantwortung nicht auf die Frauen abschiebt. Für die am Samstag, Sonntag und Dienstag stattfindenden Rammstein-Konzerte werden Awareness-Teams vor Ort sein und Aftershowpartys sollen nicht stattfinden. Die Abgeordnete Haghanipour begrüßt diese Maßnahmen, betont aber gleichzeitig, dass sich der Senat nicht auf diese beschränken dürfe. Weitere Maßnahmen seien erforderlich, um einen umfassenden Gewaltschutz zu gewährleisten.
NAG Redaktion
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