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Generation Pause: Warum immer mehr junge Menschen in Deutschland eine Auszeit nehmen

Die Generation Pause - Warum immer mehr Jugendliche in Deutschland eine Auszeit nehmen

Die offizielle Statistik zeigt es deutlich: Über eine halbe Million junger Menschen in Deutschland, konkret 564.000, befinden sich weder in Ausbildung noch in Beschäftigung. Diese Gruppe von jungen Menschen wird als NEETs bezeichnet, was für "Not in Education, Employment or Training" steht. Doch wer sind diese jungen Leute und warum entscheiden sie sich für eine Pause?

Eine Person, die sich bewusst für eine Auszeit entschieden hat, ist Elisa aus Berlin. Nach dem Abitur beschloss sie, erst einmal eine Pause einzulegen. Sie jobbte im Café, reiste nach Chile und unternahm eine Interrail-Reise durch Europa. Zwischendurch arbeitete sie auch immer wieder in verschiedenen Jobs. Für sie war es eine Zeit des Genießens und des Sich-Treibens-Lassen, ohne den Alltag und den Druck des Arbeitslebens zu haben.

Die Kategorie der NEETs ist jedoch sehr heterogen. Sie umfasst junge Menschen, die demotiviert sind oder Schwierigkeiten haben, einen Zugang zur Ausbildung oder zum Arbeitsmarkt zu finden. Es gibt aber auch junge Menschen wie Elisa, die nach einer anstrengenden Schulkarriere eine Pause einlegen, um ihren Platz in der Welt zu finden.

Elisa erklärt, dass es viele junge Menschen gibt, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen möchten. Sie findet es sinnlos, ein Studium zu beginnen, wenn man kein Interesse oder keine Vorstellung davon hat, womit man sich beschäftigen möchte. Für sie war es wichtig, sich zu sortieren und einen Beruf zu finden, der sie begeistert. Ab dem kommenden Herbst wird sie Fotografie studieren.

Die Corona-Pandemie hat die Situation zusätzlich beeinflusst. Es gab keinen Ausgleich mehr für den Schulstress, keine Partys, keine Kursfahrten. Viele junge Menschen fühlten sich überfordert und suchten nach einer Möglichkeit zum Luftholen. Ein Studium hätte nur Online-Kurse bedeutet und sie hätten weiterhin isoliert zu Hause sitzen müssen. Elisa erklärt, dass damals einfach nicht viel möglich war.

Die Eurostat-Statistik bestätigt die Besonderheiten der Pandemie-Jahre. Der Anteil der NEETs in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren stieg von 5,7 Prozent im Jahr 2019 auf 7,4 Prozent im Jahr 2020 und 7,8 Prozent im Jahr 2021 an. Im Jahr 2022 sank er jedoch auf 6,8 Prozent. Das bedeutet, dass es nicht "immer schlimmer wird", zumindest laut dieser Statistik.

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Allerdings handelt es sich bei den 564.000 NEETs in Deutschland um eine große Anzahl junger Menschen, die dringend von Arbeitgebern gebraucht werden könnten. Im Juli 2022 gab es laut der Bundesagentur für Arbeit etwa 228.000 freie Ausbildungsplätze, während 116.000 Bewerber noch unversorgt waren.

Gut qualifizierte Schulabgänger wie Elisa machen sich allerdings weniger Sorgen. Viele von ihnen nehmen nach einer Auszeit eine Ausbildung oder ein Studium auf. Ihr Potenzial fehlt dem Arbeitsmarkt daher nur vorübergehend. Doch es gibt auch NEETs, die Unterstützung benötigen, um den Sprung ins Arbeitsleben zu schaffen. Es gibt viele Jugendliche, um die es sich zu kümmern lohnt.

Ein Lösungsansatz besteht darin, dass Schulen vor dem Ende der Schulzeit Daten solcher Jugendlicher an die Bundesagentur für Arbeit übermitteln, damit diese sie gezielt kontaktieren und bei Bedarf besser mit Länder- und Kommunalbehörden zusammenarbeiten kann. Diese Maßnahme hat sich bereits in einigen Bundesländern bewährt, aber es gibt noch rechtliche und administrative Hürden, die in allen Bundesländern angegangen werden müssen.

Bildungsexperte Clemens Wieland von der Bertelsmann Stiftung betont die Bedeutung davon, junge Menschen auf dem Weg zu einem Berufsabschluss zu unterstützen. Dadurch sinkt das Risiko der Arbeitslosigkeit und die Wirtschaft profitiert von dringend benötigten Fachkräften.

Nicht alle jungen Menschen sind jedoch der Meinung, dass ein schneller Übergang ins Berufsleben das Sinnvollste ist. Der Fachkräftemangel hat dazu geführt, dass der Arbeitsmarkt wie ein Kuchenbüffet wirkt, bei dem sich die jungen Menschen nicht entscheiden können, was für sie das Richtige ist. Zudem fühlen sich viele Schulabgänger durch die Schule gestresst und nicht gut auf die Berufswelt vorbereitet.

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Die Generation Pause fordert daher Unterstützung auf dem Weg in den Beruf. Für viele ist es gesellschaftlich wichtig, etwas Sinnvolles zu tun und produktiv zu sein. Deshalb braucht es auch Zeit, um zu überlegen, was man mit seinem Leben anfangen möchte.

Elisa wehrt sich gegen Vorwürfe, dass ihre Generation nicht sofort ins Berufsleben einsteigt. Sie betont, dass die Corona-Pandemie die Entwicklung der jungen Menschen stark beeinflusst hat. In Solidarität mit Älteren haben sie ihre eigene Entwicklung zurückgestellt. Sie möchten nicht dafür verurteilt werden, dass sie nicht bereits mit 17 Jahren berufstätig sind.

Es ist wichtig, junge Menschen auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, einen Beruf zu finden, der sie wirklich begeistert. Nur so können sie langfristig motiviert und erfolgreich in das Arbeitsleben starten.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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