Berlin plant ein queeres Jugendzentrum in Tempelhof-Schöneberg. Gemäß dem Koalitionsvertrag von CDU und SPD wird der Ausbau der Angebote für queere Jugendliche in den Außenbezirken angestrebt. Das Projekt soll vom Senat finanziell unterstützt werden, der in den nächsten beiden Jahren jeweils 150.000 Euro bereitstellen will.
Das queere Jugendzentrum wird vom evangelischen Kirchenkreis als Träger betrieben. Es wird drei Tage pro Woche im Café Albrecht in der Tempelhofer Friedrich-Franz-Straße stattfinden. An ein bis zwei Tagen pro Woche sind zudem Angebote in anderen festen Räumen am Stadtrand geplant, wobei der genaue Standort in Marienfelde oder Lichtenrade noch nicht feststeht.
Die Bezirksverordnetenversammlung hat bereits im Vorjahr beschlossen, sich um Landesmittel für ein queeres Jugendzentrum im Süden der Stadt zu bemühen. Die Initiative der Grünen und der SPD war nun erfolgreich. Elias Joswich, der queerpolitische Sprecher der Grünen-BVV-Fraktion, freut sich über die Entwicklung und betont die Bedeutung der Einbeziehung des Stadtrands. Gleichzeitig äußert er jedoch Bedenken bezüglich der langfristigen Finanzierung des Jugendzentrums, da er befürchtet, dass die queere Jugendarbeit keine besondere Priorität beim derzeitigen Senat habe.
Die Sprecherin der Jugendverwaltung bestätigt, dass das Projekt ab 2024/25 nicht weiter gefördert wird. Allerdings bedeutet dies nicht, dass es in Treptow-Köpenick keine queere Jugendarbeit mehr gibt und Jugendzentren generell in Gefahr sind. Der Bezirk erhält weiterhin 100.000 Euro für die queere Jugendarbeit. Es existieren zudem bereits zwei weitere queere Jugendzentren in Mitte und Pankow.
Der evangelische Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg hat bereits Erfahrungen mit queerer Jugendarbeit gesammelt. In der Kirchengemeinde Alt-Schöneberg gibt es seit einigen Jahren eine queere Jugendgruppe namens „iwi“ (I am what I am). Die Gruppe bietet verschiedene Aktivitäten wie Kickern, Spieleabende, Grillen, queere Kieztouren und Drag-Workshops an.
Das zukünftige queere Jugendzentrum im Café Albrecht wird sich an junge Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle sowie alle, die sich keiner Kategorie zuordnen möchten, richten. Ein besonderer Schwerpunkt wird der Schutzraum sein, der jungen Menschen am Anfang ihres Coming-outs sowie Jugendlichen mit Fluchterfahrungen geboten wird. Das Projekt strebt außerdem an, Projekte in Schulen durchzuführen, um Toleranz zu fördern und Diskriminierung und Ausgrenzung junger queerer Menschen entgegenzuwirken. Der Kirchenkreis hat bereits eine Vollzeitstelle für die Projektleitung und einen Minijob im Bereich Social Media ausgeschrieben und hofft, im Oktober mit dem queeren Jugendzentrum starten zu können.