Energiewende 2024: Der Balanceakt zwischen Energiebedarf und Naturschutz
Die KNE-Konferenz, die am 10. September in Berlin stattfand, war ein bedeutendes Ereignis, bei dem über 500 Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen zu einem zentralen Thema zusammenkamen: der Harmonisierung von Energiewende und Naturschutz. Diese Konferenz beleuchtete die Herausforderungen und Chancen, die der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere durch Wind- und Solarenergie, mit sich bringt.
Ein zentraler Bestandteil der Diskussion war die gesetzliche Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes, die seit dem „Osterpaket“ 2022 im Raum steht. Diese Änderungen sollen über den geforderten Ausbau erneuerbarer Energien hinaus auch die Belange des Artenschutzes berücksichtigen. Historisch gesehen sah die Windbranche in den Naturschutzauflagen große Hindernisse, während heute der Artenschutz im Fokus steht. Umso wichtiger ist es, dass Artenschutzkonflikte, die bei der Genehmigung von Projekten nicht bekannt waren, nicht mehr als Ausschlusskriterium eingesetzt werden dürfen.
Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Naturschutzverbänden und der Industrie wiesen in ihren Beiträgen auf die Dringlichkeit einer verbesserten Datenbasis hin. Rebekka Blessenohl vom NABU verwies auf die unzureichenden Daten und Personalausstattungen in vielen Behörden, die eine naturschutzgerechte Planung erschweren. Demgegenüber betonte Kathrin Ammermann vom Bundesamt für Naturschutz die Notwendigkeit, den Artenschutz klar in den Planungsprozess zu integrieren.
Ein weiteres zentrales Thema war der Bereich der Solarenergie. Frühe Vorschriften im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) setzen Mindestkriterien für Solarparks fest. Bernhard Strohmayer vom bne warnte jedoch: Die Wirkung dieser Anforderungen könnte bei der angestrebten Verdopplung der Solarenergie-Kapazität größer sein, als wenn eine eigene Regelung zur Biodiversität eingeführt worden wäre. Die Diskussion über die Notwendigkeit einer breiten Anwendung dieser Kriterien auch auf nicht EEG-Anlagen fand Zustimmung, um eine gleichmäßige Förderung des Naturschutzes zu gewährleisten.
Zusätzlich wurde das neue Raumnutzungs-Kollisionsrisiko-Modell (RKR) vorgestellt, das in der Genehmigung von Windkraftprojekten dazu beitragen soll, das Kollisionsrisiko für geschützte Vogelarten, insbesondere den Rotmilan, zu ermitteln. Dr. Moritz Mercker erklärte, dass der Einsatz umfassender Daten die Genauigkeit der Vorhersagen erhöhen könnte und so zur Entlastung bei den häufig anspruchsvollen Prüfverfahren führen würde.
Diese Entwicklungen scheinen notwendig, um dem aktuellen Trend zur Beschleunigung der Energiewende Rechnung zu tragen. KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke warf jedoch einen kritischen Blick auf die Komplexität der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Er forderte eine bessere Handhabung der Vorschriften auf lokaler Ebene, denn der Erfolg der nationalen Klimaziele steht und fällt mit dem effektiven Zusammenspiel von Naturschutz und der Umsetzung erneuerbarer Energien.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Erhalt der Biodiversität und die Förderung erneuerbarer Energien eng miteinander verknüpft sind. Die KNE-Konferenz hat dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit zu schaffen, diese beiden Aspekte sorgfältig auszubalancieren. Nur so kann die Energiewende in Deutschland nicht nur als technologische, sondern auch als gesellschaftliche Herausforderung verstanden werden.
Kontakt:
Dr. Mathis Danelzik
Leiter Dialoggestaltung
Email: mathis.danelzik@naturschutz-energiewende.de
Über das KNE:
Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) wurde 2016 gegründet und unterstützt eine naturverträgliche Energiewende durch Beratung, Austausch und die Vermittlung von Mediatoren in Konfliktsituationen.