Risiken der EUDR: DRV fordert neue Fristen zur Sicherstellung nachhaltiger Lieferketten
Die Diskussion um die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) hat kürzlich an Fahrt gewonnen. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hat die Aufforderung von Bundesminister Cem Özdemir volle Unterstützung zukommen lassen, den Starttermin der Verordnung zeitlich nach hinten zu verschieben. Dies ist besonders relevant, da die Umsetzung der EUDR vor Herausforderungen steht, die eine reibungslose Einführung behindern könnten.
Der DRV-Geschäftsführer, Dr. Philipp Spinne, äußerte sich zur Dringlichkeit der Situation: „Ohne Verschiebung laufen wir zum Jahresende ungebremst gegen die Wand.“ Er machte deutlich, dass bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf die Märkte zu beobachten sind, was die Umsetzung der Verordnung komplizierter macht. Es seien zahlreiche technische und organisatorische Probleme vorhanden, die noch gelöst werden müssen, bevor die EUDR in der Praxis sinnvoll angewendet werden kann.
Ganz entscheidend ist hierbei die technische Infrastruktur. Laut Spinne ist das benötigte IT-System zur Handhabung der umfangreichen Datensätze gegenwärtig noch nicht einsatzbereit. „Pilotversuche haben grundlegende Mängel und Lücken aufgezeigt. Der jetzige Stand zeigt, dass es nicht praktikabel ist“, erläuterte er weiter.
Ein weiterer Punkt, den der DRV anspricht, ist die Anwendung der Verordnung auf Erzeuger von Rohstoffen aus Regionen mit niedrigem oder keinem Entwaldungsrisiko. Spinne kritisierte, dass zusätzliche Sorgfaltsmaßnahmen in diesen Fällen keinen positiven Einfluss auf die weltweite Entwaldungssituation hätten, sondern vielmehr einen unnötigen bürokratischen Aufwand darstellten. Diese Einsicht wird auch von Bundesminister Özdemir unterstützt.
Die Ausgangslage ist eindeutig: Sollte die Verordnung nicht überarbeitet und praktikabel gestaltet werden, drohen bedeutende Störungen in den Rohstofflieferketten. Dies könnte zu Engpässen bei wichtigen Produkten führen, was insbesondere für Lieferanten, Unternehmen und Verbraucher gravierende Folgen hätte. „Es ist eine positive Nachricht, dass die Bundesregierung bezüglich der Versorgungssicherheit erkennen konnte, wie wichtig es ist, diese Probleme anzugehen“, so Spinne.
Obgleich eine Verschiebung des Anwendungsstarts um sechs Monate als Schritt in die richtige Richtung betrachtet wird, warnte Spinne vor einer zu laxen Haltung in dieser Zeit. „Ein Sechsmonatsaufschub muss keineswegs bedeuten, dass man sich entspannt zurücklehnen kann. Die Herausforderungen bestehen weiterhin, und die Zeit vergeht schnell“, betonte er.
Über den Deutschen Raiffeisenverband (DRV)
Der DRV fungiert als politischer Spitzenverband der genossenschaftlichen Unternehmen in der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Mit 1.656 Mitgliedsunternehmen, die in der Produktion, im Handel und in der Verarbeitung tätig sind, erwirtschaften diese einen Umsatz von 82,6 Milliarden Euro und beschäftigen über 114.000 Mitarbeiter. Die Mitglieder des DRV sind Landwirte, Gärtner und Winzer, die als Eigentümer der Genossenschaften fungieren.
In einer Zeit, in der nachhaltige Praktiken zunehmend an Bedeutung gewinnen, zeigt die Entwicklung der EUDR sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen für die globale Lieferkette auf. Es bleibt abzuwarten, wie die Verantwortlichen die notwendigen Anpassungen vornehmen, um die Balance zwischen gesetzlichen Anforderungen und praktischer Anwendbarkeit zu gewährleisten.