Berlin Aktuell

Die vermeintliche Löwin entpuppt sich als Wildschwein: Die kuriose Suche in Berlin enthüllt die Probleme der exotischen Tierhaltung.

Die Suche nach der vermeintlichen Löwin in Berlin sorgte für Aufregung und Spott. Doch abseits der lustigen Anekdoten stellt sich die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass Privatpersonen solche Raubtiere auf ihren Grundstücken halten dürfen.

Zwei Tage lang durchkämmten die Behörden den südlichen Stadtrand Berlins auf der Suche nach einer Löwin. Doch am Ende stellte sich heraus, dass es sich lediglich um ein Wildschwein handelte. Laut Kot- und Haarproben wurde der Verdacht bestätigt. Einige hartnäckige Löwen-Fans hegen jedoch Verschwörungstheorien und glauben an eine absichtliche Aussetzung des Tieres durch die Regierung.

Während die Geschichte für humoristische Unterhaltung sorgte, befürworte ich persönlich die zu geringe thematische Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Problem der Meldung: Wie ist es möglich, dass Menschen exotische Tiere wie Löwen auf ihren Privatgrundstücken halten dürfen? Es ist erschreckend, dass dies beispielsweise in Brandenburg erlaubt ist und private Halter im Bundesland existieren. Für mich ist dies skandalös und keineswegs normal.

In der Vergangenheit bin ich immer wieder auf ähnliche Geschichten gestoßen, die mich ratlos zurückließen. So erfuhr ich beispielsweise von einem Affen, der in einer Plattenbau-Wohnung gehalten wurde. Ist das wirklich möglich? Auch beim Thema Tierschutz treffe ich immer wieder auf exotische Tiere. Der illegale Handel blüht auch in diesem Bereich.

Laut der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ ist Tschechien ein Hotspot für den illegalen Handel mit Tigern. Ein Beispiel hierfür ist die Tigerin Charlota, die kürzlich von einem Zoo nach Maßweiler gebracht wurde. Das Tier wurde bereits 2022 aus privater Haltung beschlagnahmt und im Zoo untergebracht. Bereits 2018 wurde aufgedeckt, dass es einen regen Handel zwischen vietnamesischen Tigerhändlern und tschechischen Dealern gibt.

Ich frage mich generell, was Menschen dazu bewegt, solche Tiere zu halten. Fühlen sie sich in ihrer Macht gestärkt, wenn sie wilde und zugleich bedrohliche Tiere in einem Zwinger im eigenen Garten zähmen? Oder amüsieren sie sich darüber, wenn ein Affe in einem Kinderzimmer haust und fernab jeglicher artgerechter Bedingungen gehalten wird? Ich kann solches Verhalten nicht nachvollziehen, denn exotische Tiere gehören in die freie Wildbahn und nicht in den Privatbesitz.

Deutschland gehört laut „Vier Pfoten“ weltweit zu den größten Umschlagplätzen für exotische Heimtiere. Der Handel findet vor allem über Online-Plattformen und Tierbörsen statt, wobei die Preise oft günstig sind. Die Tierschützer bemängeln jedoch den Mangel an Beratung und Aufklärung.

Die private Haltung von Wildtieren birgt hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit, abgesehen von den tier- und artenschutzbedingten Aspekten sowie Gefahren für die heimische Biodiversität. Die Berliner Löwin hat gezeigt, welche Aufregung entsteht, wenn solch eine Haltung außer Kontrolle gerät. Trotz aller Komik können wir froh sein, dass es sich am Ende doch nur um ein Wildschwein handelte.

(Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com)

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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