Gewalt im Freibad: Bademeister fordern härteres Durchgreifen
In den letzten Wochen häufen sich in Berliner Schwimmbädern Gewaltausbrüche. Peter Harzheim, der Chef des Bundesverbands der Deutschen Schwimmmeister, beobachtet diese Vorfälle mit großer Besorgnis. Er fordert ein härteres Durchgreifen gegen die Täter sowie mehr Wertschätzung für den Beruf des Bademeisters.
Harzheim kritisiert insbesondere die aus seiner Sicht zu milde Justiz: „Wir haben eine Kuscheljustiz. Wenn du Scheiße baust, dann musst du eine Strafe bekommen. Stattdessen werden Täter verhört, bekommen Bewährung und machen dann weiter“, sagt er in einem Interview mit t-online. Die Täter kämen in vielen Fällen ungestraft davon und Bademeister fühlten sich dadurch nicht ernst genommen.
Besonders betroffen sind laut Harzheim junge Männer, die sich oft respektlos und gewalttätig gegenüber Bademeistern verhalten. Er plädiert dafür, dass bei derartigen Vorfällen konsequent und schnell Sanktionen erfolgen sollten. Spuckattacken und andere Gewalttaten dürften nicht folgenlos bleiben. Solche Vergehen sollten deutlich geahndet werden, um ein Zeichen zu setzen.
Harzheim relativiert jedoch die Situation. Er betont, dass es sich bei den Vorfällen in Berlin keineswegs um ein flächendeckendes Problem handele. In etwa 95 Prozent der deutschen Schwimmbäder herrsche „Friede, Freude, Eierkuchen“. Die Mitarbeiter seien gut darauf vorbereitet, brenzlige Situationen zu deeskalieren und für die Sicherheit der Badegäste zu sorgen.
Um Gewalt und Regelverstöße bereits im Vorfeld zu verhindern, haben viele Bäder in den letzten Jahren ihr Sicherheitspersonal aufgestockt. Dennoch bleibt ein grundsätzliches Problem bestehen: das Ansehen des Berufs des Bademeisters. Harzheim kritisiert, dass Bademeister oft fälschlicherweise als reine „Frauenschauer“ angesehen werden. Tatsächlich seien sie jedoch für das Wohl und die Sicherheit der Badegäste verantwortlich. Sie gewährleisten, dass Kinder und Jugendliche unbeschadet das Schwimmbad verlassen können.
Ein weiteres Problem stellt der Fachkräftemangel dar, der seit Jahren in den Bäderbetrieben besteht. Das geringe Gehalt schreckt viele potenzielle Bewerber ab. Insbesondere durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise haben viele Menschen den Job gewechselt, um finanziell besser dazustehen. Dadurch kommt es zu verkürzten Öffnungszeiten und tageweisen Schließungen in vielen Schwimmbädern.
Peter Harzheim appelliert daher auch an die Politik. Er fordert, dass die Kommunen die Einrichtung von Bädern als Pflichtaufgabe betrachten, anstatt dies auf freiwilliger Basis zu belassen. Allerdings ist er skeptisch, ob seine Forderungen tatsächlich umgesetzt werden. Er moniert, dass Politiker und Verantwortliche sich gerne beim Lächeln und Händeschütteln zeigen, bei Problemen im Schwimmbad jedoch nicht präsent sind.
Trotz all dieser Herausforderungen hält Harzheim Schwimmbäder weiterhin als Orte des Zusammenkommens und der Freude. Jeder ist willkommen, solange er sich an die Regeln und Gepflogenheiten hält. Um dieses positive Ambiente aufrechtzuerhalten, ist jedoch eine Investition in Qualität und Sicherheit erforderlich. Es wird oft zu viel gespart, anstatt in die notwendige Ausstattung und Schulung des Personals zu investieren.