
Häusliche Gewalt bleibt trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte ein ernstzunehmendes Problem. Auch in Berlin waren im Jahr 2022 Frauen die überwiegende Mehrheit der tausenden Opfer. Dabei gibt es jedoch auch Fälle, in denen Frauen als Täterinnen auftreten, wie der Fall von Pia M.* aus Reinickendorf zeigt.
Pia M., eine 51-jährige Arzthelferin, griff während eines Streits aus Eifersucht ihren Verlobten Conrad L., 52 Jahre alt, mit einem Brotmesser an. Im Prozess vor dem Amtsgericht konnte sich die Angeklagte angeblich nicht mehr an Details erinnern und verwies darauf, dass beide Partner Alkohol getrunken hatten.
Die Richterin enthüllte jedoch, dass ein Gutachten bei Pia einen Alkoholgehalt von 2,88 Promille feststellte. Die Angeklagte erklärte, dass die Wut in ihr wuchs, als Conrad eine Nachricht auf seinem Handy erhielt und verspätet nach Hause kam. Diese Nachricht stammte von einer Bekannten, die ein Problem hatte und auf die Conrad eingehen wollte. Pias Eifersucht und Groll wuchsen, bis bei ihr sämtliche Sicherungen durchbrannten.
Laut Anklage stach Pia Conrad zweimal in den Brustbereich links und fuhr dann mit dem Messer über seinen Hals, während sie ihm drohte, ihn umzubringen. Als Conrad das Zimmer verlassen wollte, stach sie ihm auch in den Rücken. Conrad gab an, anfangs Pias Wut nicht ernst genommen und sie sogar noch geneckt zu haben. Die Messerstiche bezeichnete er jedoch als „Piekser“ und er musste nicht einmal ins Krankenhaus. Ein Polizist, der am Tatort anwesend war, erinnerte sich, dass Conrad relativ entspannt im Flur saß, während Pia unablässig jammerte: „Ich wollte ihn nicht töten.“
Aufgrund von Conrads Aussage bat er das Gericht darum, dass Pia nicht bestraft wird, da er der Meinung war, sie provoziert zu haben und selbst auf der Anklagebank stehen sollte.
Die Richterin entschied anders und verurteilte Pia wegen gefährlicher Körperverletzung zu zehn Monaten Haft auf Bewährung. Dabei wurde eine Vorstrafe wegen Diebstahls berücksichtigt, sowie der Alkoholgehalt zur Tatzeit. Die Richterin betonte, dass es, auch wenn es sich um einen einmaligen Vorfall handelte, inakzeptabel sei, mit einem Messer auf einen Menschen loszugehen.
Trotz des Vorfalls blieb die Beziehung zwischen Pia und Conrad unbeeinträchtigt. Beide erklärten, dass sie sich immer noch lieben, und die verschobene Hochzeit soll in naher Zukunft nachgeholt werden.
Hinweis: Die Namen wurden geändert, um die Privatsphäre der Beteiligten zu schützen.