Berlin Aktuell

Bedroht der Ausbau der A100 Berlins berühmte Clubkultur? Politik uneins über den Erhalt der Clubs zwischen Treptower Park und Ostkreuz.

Titel: Berlins Clubkultur in Gefahr: Ausbau der A100 bedroht Club-Szene

Von Stefan Peter

Die geplante Verlängerung der A100 in Berlin könnte sich zum Alptraum für die Clubkultur der Stadt entwickeln. Insbesondere zwischen dem S-Bahnhof Treptower Park und Ostkreuz befinden sich fünf Clubs, die jede Woche tausende Besucher aus aller Welt anlocken. Die Politiker sind sich uneinig über das weitere Vorgehen.

Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann, hat sich vor Kurzem auf Club-Tour begeben, jedoch nicht zum Tanzen, sondern um die Sorgen der Betreiber zu erfahren. Der 16. Bauabschnitt der A100 befindet sich bereits in Arbeit und soll Ende 2024 von Neukölln bis zum Treptower Park führen. Jedoch sieht das Bundesprojekt auch einen 17. Abschnitt vor, der die Spree überqueren und parallel zur S-Bahn Richtung Ostkreuz führen soll. Genau auf dieser Route befinden sich seit Jahren mehrere Clubs.

Clara Herrmann ist der Ansicht, dass der Bau der Autobahn das Aus für die Clubszene bedeuten würde. Sie erklärt, dass die Standorte der Clubs aufgegeben werden müssten und somit keine Heimat mehr hätten. Zudem bezeichnet sie den Autobahnbau in der dicht besiedelten Region Berlins als absurd und kritisiert die Zerstörung der Kieze und Kulturorte. Die Alternativ- und Clubkultur sei ein wichtiger Teil des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und Herrmann verspricht den Clubs ihre Unterstützung, um den Autobahnbau zu stoppen.

Folgende Clubs wären von der Verlängerung der A100 betroffen:

  1. Die "Else" an der Bezirksgrenze zwischen Treptow und Friedrichshain, bekannt für ihre begrünte Terrasse und die umfunktionierten Schiffscontainer.

  2. Der "Club Ost" an der Straße Alt-Stralau, der in einem historischen Fabrikgebäude auf dem Grundstück untergebracht ist und direkten Zugang zur Spree bietet.

  3. Die "Renate" an der Straße Alt-Stralau, ein Techno-Club, der bereits 2007 gegründet wurde und auch für Drag-Shows bekannt ist. Zudem gibt es Ateliers und Studios.

  4. Das "Fips" am Markgrafendamm, auf dessen 6000 qm großem Gelände Bauwagen, Werkstätten und Probenräume zur Verfügung stehen.

  5. Das "://about blank" am Markgrafendamm, das seit 2010 existiert und sowohl Konzerte, Partys, Diskussionsveranstaltungen und Kino als auch Tonstudios und Proberäume anbietet. Die Fläche des Clubs soll im Sommer als Parkplatz für Baustellenfahrzeuge dienen.

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Alle betroffenen Clubs haben befristete Pachtverträge und nutzen sogenannte Vorhalteflächen. Lutz Leichsenring, Vorstand der Clubcommission, betont die Bedeutung der Clubs als Räume des Zusammentreffens in einer polarisierten Gesellschaft. Die Clubszene ist zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, da sie Hunderte Mitarbeiter beschäftigt und Steuern zahlt. Leichsenring fordert daher ein Worst-Case-Szenario, um die Clubs zu schützen.

Im Herbst ist ein Runder Tisch mit Clubbetreibern und Kultursenator Joe Chialo (CDU) geplant. Während die Grünen den Ausbau der A100 ablehnen, geht der Kreisverband der Union von einem Weiterbau aus, da dieser den Verkehr und die Lebensqualität in den Wohngebieten verbessern würde. Man wolle jedoch nicht zulassen, dass die A100 und die Clubs gegeneinander ausgespielt werden, kommentiert Kurt Wansner (CDU). Auch die FDP sieht die Situation gelassen und betont, dass Clubkultur immer von Wandel gelebt habe und Raum für Zwischennutzungen brauche.

Selbst wenn der Ausbau der A100 nicht stattfindet, sind die Clubs nicht automatisch in Sicherheit. In diesem Fall könnte das Abgeordnetenhaus einen neuen Flächennutzungsplan beschließen, der Wohnungen vorsieht. Die FDP unterstützt diese Option, da der Wohnraum in der Stadt knapp sei. Es wird vorgeschlagen, die jetzige Nutzung beizubehalten und mit intelligenter Stadtplanung Gewerbe, Wohnen und Clubbetrieb zu vereinen.

Trotz der angespannten Situation wurde am Freitag eine bevorstehende Eröffnung verkündet. Der Club "Zukunft am Ostkreuz" zieht in die Straße Alt-Stralau und befindet sich somit ebenfalls auf der möglichen Autobahntrasse. Die Entscheidung über den weiteren Verlauf der A100 sowie den Erhalt der Clubs steht noch aus und wird Gegenstand des Runden Tisches im Herbst sein.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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