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Modamani: Warum ich trotz Assads Sturz nicht zurück nach Syrien will

Die Rückkehr nach Syrien? Für Anas Modamani (27) derzeit unvorstellbar. Bekannt wurde er 2015 durch ein Selfie mit Angela Merkel im Flüchtlingsheim in Berlin-Spandau. Der Syrer kam damals inmitten der Flüchtlingskrise nach Deutschland und verfolgt seither das Schicksal seiner Familie im kriegsgeplagten Heimatland genau. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Syrien, wo das Regime von Baschar al-Assad durch die Übernahme von Rebellen erfolgreich gestürzt wurde, beobachtet Modamani die Situation mit großer Sorge und Unsicherheit.

Modamani berichtet, dass er trotz des Machtwechsels keine Hoffnung auf eine sichere Rückkehr hat. Die letzten neun Jahre in Deutschland haben ihm ein neues Leben ermöglicht, Studium und eine Familie stehen nun im Vordergrund. „Ich habe keine Wohnung, keine Arbeit und keine Freunde mehr in Syrien. Hier habe ich alles“, sagt er. Der 27-Jährige, der mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, arbeitet als freier Kameramann und hat eine Ukrainerin geheiratet. Die Sehnsucht, seine Angehörigen zu sich zu holen, ist jedoch nach wie vor präsent, über die aktuelle Lage in Syrien bleibt Modamani skeptisch. „Deutschland will jetzt keine Flüchtlinge mehr, obwohl es in Syrien weiterhin gefährlich ist“, erklärt er, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen den Familiennachzug erschweren, wie auch die Fachanwältin Nahla Osman bestätigt, die auf die strengen Anforderungen für Asylanträge hinweist.

Hoffnungen auf Familiennachzug

Trotz der Bedrohungen durch anhaltende Kämpfe in Syrien sieht Modamani auch bei sich keinen Grund, in die Heimat zurückzukehren. Seine Familie lebt noch in Damaskus, wo sie durch Luftangriffe in ständige Angst lebt. „Sie mussten wegen der Angriffe im Keller schlafen. Das Land ist immer noch zerstört, es gibt kein Geld mehr“, berichtet er. Die Hoffnungen auf eine Zusammenführung mit seinen Eltern schwinden, da die rechtlichen Hürden zurzeit hoch sind, während die Diskurse um die Rückkehr der Flüchtlinge in Deutschland an Fahrt gewinnen, wie auch T-Online berichtete.

Das Leben hat ihn in Deutschland geformt, und er hofft, seine Eltern endlich in ein sicheres Leben begleiten zu können. „Wahrscheinlich werde ich nächstes Jahr für einen Familienbesuch nach Syrien fliegen, wenn der Flughafen wieder in Betrieb ist“, erklärt Modamani. Die aktuelle Situation bleibt für die siebzigtausend Syrer in Deutschland, die auf eine Rückkehr hoffen, besorgniserregend.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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