In einem aufschlussreichen Interview wirbt Evelyn Zupke, die Beauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, um mehr Anerkennung und Unterstützung für die rund 250.000 bis 280.000 politischen Gefangenen der DDR. Diese Menschen litten unter extremen Bedingungen in den Gefängnissen, wurden oft für geringfügige Vergehen bestraft und sind bis heute von den psychischen und physischen Folgen betroffen. Zupke hebt hervor, dass die Folgen der Haft – wie langfristige Gesundheitsschäden und Traumata – viele der Betroffenen ein Leben lang begleiten, während viele politischen Repressionen nach wie vor rechtlich kaum anerkannt werden.
Dringender Handlungsbedarf
Zupke fordert eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, um die gesundheitlichen Spätfolgen zu erleichtern. Vor allem die Anerkennung von gesundheitlichen Schäden, die aus der Haft resultieren, müsse erwirkt werden. „Die Ämter haben offenbar Mühe, die Kausalität zwischen den Erfahrungen in der Haft und den heutigen Beschwerden der Opfer zu erkennen“, so Zupke. Diese Aussagen verdeutlichen den enormen Kampf, den die Betroffenen noch heute führen müssen, um Gehör zu finden und die nötige Entschädigung zu erhalten, eine Herausforderung, bei der Zupke bekräftigt, dass die politische Unterstützung durch Gespräche mit Parlamentariern beständig wächst.
Ein zentraler Punkt ist auch die Erinnerungskultur. Beim bevorstehenden 35. Jahrestag der Erstürmung der Stasi-Zentrale wird der Wert der überlebenden Akten hervorgehoben. Diese Dokumente sind nicht nur historische Zeitzeugen, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle für die Rehabilitierung der Opfer und die Aufarbeitung der Vergangenheit. „Die Täter schweigen, die Akten sprechen“ – mit dieser Aussage drückt Zupke die Hoffnung aus, dass die Opfer der SED-Diktatur endlich die Anerkennung bekommen, die sie verdienen, und dass der Bundestag noch vor den Wahlen entsprechende Maßnahmen beschließt, wie sie im Interview mit [rbb24](https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/01/interview-sed-opferbeauftragte-evelyn-zupke-ddr-staatssicherheit-gefangene.html) erklärte.
Evelyn Zupke, die selbst in oppositionellen Gruppen aktiv war und die Wende miterlebte, bringt ihre eigene Erfahrung in ihre Arbeit ein. Die zwischenmenschlichen und familiären Strukturen von Menschen, die während der DDR verfolgt wurden, sind durch die Geschichte stark beeinflusst, und Zupke betont, dass auch die Nachkommen der Verfolgten indirekt zu Opfern der SED-Diktatur werden können. Laut Zupke verlieren viele Familien auch heute noch den Kontakt aufgrund der traumatischen Erlebnisse, die sie in der Vergangenheit durchmachen mussten, und somit ist eine umfassende Aufarbeitung unerlässlich, wie sie auch bei [Inforadio](https://www.inforadio.de/rubriken/vis-a-vis/2025/01/evelyn-zupke–kampf-fuer-die-opfer-der-sed-diktatur.html) ausführte.
RBB24