In einem skandalösen Vorfall, der sich in Berlin-Kreuzberg ereignet hat, sind fünf Bewohner einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung seit nunmehr acht Wochen im 6. Stock gefangen. Grund für diese unhaltbare Situation ist der defekte Aufzug in der Friesenstraße, der für die Betroffenen unerlässlich ist. Die schwere Fortbewegungsbeeinträchtigung der Bewohner, wie beispielsweise bei der 65-jährigen Christine Helfrich, die auf ihren Elektrorollstuhl angewiesen ist, führt dazu, dass sie ihre Physiotherapie und Arbeitsverpflichtungen nicht mehr wahrnehmen kann. „Ich komme nicht mal zu meiner notwendigen Physiotherapie“, empört sich Helfrich über die unzureichende Unterstützung durch den Tragedienst, der ihr mitgeteilt hat, sie sei „zu dick“, um transportiert zu werden.
Die Situation hat nicht nur gravierende Folgen für die Bewohner, die durch den Aufzugsausfall auf ihre Wohnungen beschränkt sind, sondern stellt auch eine enorme Herausforderung für die Betreuer der Wohngemeinschaft dar. „Wir müssen alles die Treppen hochschleppen“, erklärt ein Mitarbeiter frustriert. Trotz der hohen Nachfrage bleiben Zimmer in der Wohngemeinschaft unbesetzt, weil der Aufzug defekt ist. Laut Gewobag, der zuständigen Hausverwaltung, wird der Aufzug voraussichtlich noch Wochen außer Betrieb sein, da Ersatzteile schwer zu beschaffen sind. „Bis Weihnachten soll der Fahrstuhl wieder funktionieren“, vermeldet Gewobag-Sprecher Sebastian Schmidt. Die schriftliche Vereinbarung aller Termine durch den Transportdienst kommt als Reaktion auf zahlreiche Beschwerden hinzu.
Trageservice als Lösung?
Obwohl ein Trageservice für Menschen, die temporär oder dauerhaft nicht gehfähig sind, verfügbar ist, funktioniert dieser nicht immer optimal. Laut Mobilis GmbH können Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer diesen Service in Anspruch nehmen, wenn sie in einem Gebäude ohne Aufzug wohnen. Doch in der Praxis stoßen auch hier die Mitarbeiter oft an ihre Grenzen, was die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit angeht. „Ich wartete schon mal zwei Stunden in der Kälte vor dem Haus“, berichtet Franziska Buske, die ebenfalls auf derartige Hilfen angewiesen ist. Angesichts der Schwierigkeiten, die diese Situation für alle Betroffenen mit sich bringt, bleibt abzuwarten, wie schnell eine adäquate Lösung herbeigeführt werden kann, um den Betroffenen wieder ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.