Die kürzlich fertiggestellte Flüchtlingsunterkunft in Knittlingen sorgt für Gespräche und gemischte Reaktionen. Innerhalb von nur neun Monaten wurde die Anlage für rund 4,7 Millionen Euro gebaut und bietet Platz für 80 Geflüchtete. Der Enzkreis, eine Verwaltungseinheit in Baden-Württemberg, hat die Bauleitung übernommen und wird die Unterkunft betreiben.
Landrat Bastian Rosenau betonte bei der Vorstellung der neuen Wohnanlage die Bedeutung des Projekts. Besonders hervorzuheben sei die energetisch optimierte Bauweise, die durch moderne Technologien wie Infrarotheizungen ergänzt wird. „Wir können nicht davon ausgehen, dass der Zustrom von Flüchtlingen in naher Zukunft abnimmt. Daher brauchen wir nachhaltige und effiziente Lösungen“, erklärte er. Die ersten Bewohner werden voraussichtlich im Oktober einziehen.
Ein Projekt mit Vision
Die Unterkunft, die am Rande der Fauststadt Knittlingen errichtet wurde, ist aus modularer Holzbauweise gefertigt. Neben einer finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung, erhofft sich die Stadt durch einen Erbpachtvertrag weitere Vorteile. „Die Flüchtlinge werden uns angerechnet und wir generieren Pachteinnahmen“, erläuterte Bürgermeister Alexander Kozel. Die flexible Bauweise ermöglicht eine spätere Umnutzung der Gebäude als Sozialwohnungen oder Studentenunterkünfte. „Das hier ist eine dauerhafte Unterkunft, die flexibel nutzbar und erweiterbar ist“, ergänzte Holger Nickel, der zuständige Enzkreisdezernent.
Besonders stolz ist man darauf, dass das Projekt günstiger realisiert wurde als ursprünglich veranschlagt. Die Kosten von etwa 4,7 Millionen Euro wurden unterschritten. Eine langfristige Nutzungsdauer von bis zu 80 Jahren wird angepeilt, was das Projekt sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht attraktiv macht laut Informationen von bnn.de.
Gemischte Reaktionen
Kritisch äußerte sich der AfD-Kreisrat Christoph Wichardt. „Wir sollten die bestehenden Gesetze einhalten, dann ist das Problem gar nicht mehr so groß“, sagte er im Hinblick auf die Dublin-Verordnung, die vorschreibt, dass Asylbewerber in dem EU-Land ihr Asylverfahren durchlaufen müssen, in dem sie zuerst registriert wurden. Auch hielt er die Baukosten für übertrieben und meint, dass die Mittel sinnvoller hätten verwendet werden können.
Dem entgegen steht die Meinung von Grünen-Kreischef Peter Pförsich. Er verwies auf erfolgreiche ähnliche Projekte in der Vergangenheit und appellierte an den Zusammenhalt der Politik und Gesellschaft. Auch Gerd Rüßmann von der FDP befürwortete grundsätzlich die neue Anlage, äußerte jedoch Vorsicht in Bezug auf die zukünftigen Entwicklungen vor Ort.
Die neue Unterkunft in Knittlingen hat somit nicht nur örtlich, sondern auch politisch weitreichende Auswirkungen. Während einige Politiker die Vorteile wie Nachhaltigkeit und Flexibilität unterstreichen, sehen andere in der Umsetzung der gesetzlichen Regelungen und den Kosten von 4,7 Millionen Euro Probleme. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf bnn.de.