Premiere in Tegel: Gefängnistheater bringt Shakespeare hinter Gitter!

Das Gefängnistheater "Aufbruch" in Berlin-Tegel eröffnet am 3. Juni die Freiluftsaison mit Shakespeares "Titus Andronicus".
Das Gefängnistheater "Aufbruch" in Berlin-Tegel eröffnet am 3. Juni die Freiluftsaison mit Shakespeares "Titus Andronicus". (Symbolbild/Mein Berlin)

Tegel, Berlin, Deutschland - Das Gefängnistheater „Aufbruch“ im Berliner Gefängnis Tegel kündigt mit Vorfreude den Start in die neue Freiluftsaison an. Ab dem 3. Juni 2025 wird Shakespeare’s gewaltgeladene Tragödie „Titus Andronicus“ aufgeführt. Bis zum 27. Juni sind insgesamt zehn Vorstellungen im Innenhof der Justizvollzugsanstalt Tegel geplant. Diese Inszenierung bringt dramatische Stoffe von Inhaftierten auf die Bühne und thematisiert wichtige gesellschaftliche Fragen.

Das Stück handelt von Titus Andronicus, einem römischen Feldherrn. Nach seinem Sieg im Krieg gegen die Goten bringt Titus die Gotenkönigin Tamora sowie drei ihrer Söhne als Trophäen mit nach Rom. Die darauffolgende Hinrichtung von Tamoras ältestem Sohn führt zu einem verstörenden Rachezyklus zwischen Goten und Römern. Hier werden zentrale Themen wie Macht, Zivilisation, Barbarei und die Vertretung von Werten behandelt, wobei auch die Frage nach Identität aufgeworfen wird. Heiner Müllers Zitat „Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an“ spiegelt die augenblicklichen Konflikte wider, die in diesem Stück thematisiert werden.

Die Herausforderungen der Finanzierung

Die Produktionsleiterin Sibylle Arndt weist jedoch auf die finanziellen Schwierigkeiten hin, die das Theaterprojekt aufgrund massiver Einsparungen im Berliner Haushalt entstehen. Die Finanzierung ist unsicher, was die Kontinuität der Zusammenarbeit mit den Inhaftierten gefährdet. Derzeit ist das Projekt bis zum Jahresende durch Gelder der Lotto-Stiftung gesichert, die gemeinnützige Projekte unterstützt. Für die Jahre 2026 und darüber hinaus gibt es jedoch keine Informationen über finanzielle Unterstützung aus dem Landeshaushalt.

Arndt beschreibt die finanzielle Situation als „leben von der Hand im Mund“ und betont die Notwendigkeit, alternative Finanzierungswege wie Sponsoring, Drittmittel oder Bußgelder zu finden. Der Erfolg des Theaters hängt stark von seiner Fähigkeit ab, diese Mittel zu akquirieren.

Die transformative Kraft des Theaters

Das Gefängnistheater engagiert sich nicht nur für künstlerische Darbietungen, sondern auch für die Resozialisierung der Insassen. Während einer Fachtagung zum Thema Gefängnistheater wurde die transformative Kraft des Theaters im Gefängnis anerkannt. Theater bietet den Inhaftierten nicht nur ein kreatives Ventil, sondern fördert auch einen Perspektivwechsel und trägt zur emotionalen Stabilität bei. Gespräche über die Herausforderungen der künstlerischen Arbeit im Justizvollzug verdeutlichten die Wichtigkeit von Unterstützung sowohl aus dem Innenleben des Gefängnisses als auch von der Gesellschaft.

Das Ensemble der JVA Tegel spielt unter der Regie von Peter Atanassow, während das Bühnenbild von Holger Syrbe gestaltet wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Vsevolod Silkin, und auch choreografische Elemente von Suzann Bolick sind in die Inszenierung integriert. Tickets für die Open-Air-Veranstaltung kosten 18 Euro (12 Euro ermäßigt) und sind seit dem 24. Mai erhältlich. Besucher werden darauf hingewiesen, wettergerechte Kleidung mitzubringen, da die Aufführung ohne Überdachung stattfinden wird. Regenschirme sind auf dem Gelände der JVA nicht gestattet.

Mit „Titus Andronicus“ beabsichtigt das Gefängnistheater nicht nur, die dramatischen Elemente von Shakespeares Werk erlebbar zu machen, sondern auch problematische Themen wie Gewalt und Selbstjustiz auf eine Weise zu reflektieren, die sowohl die Schauspieler als auch das Publikum zum Nachdenken anregt.

Für weitere Informationen über die Inszenierung und die Aktivitäten des Gefängnistheaters kann die offizielle Website besucht werden. Mehr über die Herausforderungen und die inhaltliche Tiefe von Theaterprojekten im Kontext des Gefängnisses erfahren Sie in einem Bericht von der Fachtagung in Bremen. Schließlich bietet ein Artikel von RBB24 einen umfassenden Überblick über die bevorstehenden Aufführungen und die Hintergründe des Gefängnistheaters „Aufbruch“.

Details
Ort Tegel, Berlin, Deutschland
Quellen