Wirtschaft in Falkensee bricht zusammen: Bahn-Sanierung als Katastrophe
Die Sanierung der Bahnstrecke Berlin-Hamburg beeinträchtigt den Bahnhof Falkensee: Pendler und Händler kämpfen gegen Umsatzeinbußen.

Wirtschaft in Falkensee bricht zusammen: Bahn-Sanierung als Katastrophe
Seit Anfang August 2025 wird die stark frequentierte Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg saniert. Diese Generalsanierung, die bis Ende April 2026 andauern wird, hat bereits massive Auswirkungen auf die Region Falkensee. Am gleichnamigen Bahnhof halten derzeit nur Bauzüge, was zu einem erheblichen Rückgang der Laufkundschaft führt. Geschäftsinhaber vor Ort klagen über dramatische Umsatzeinbußen.
Kioskbetreiber Kevin Brumbach verrät, dass sein Umsatz um mindestens 50 % gesunken ist. Er verkauft weniger belegte Brötchen, Kaffee, Süßigkeiten und Zeitschriften. Auch die benachbarte Eisdiele, die von Geschäftsführer Sven Desens betrieben wird, verzeichnet einen ähnlichen Rückgang. Desens hat bereits das Frühstücksangebot eingestellt und sieht sich gezwungen, Aushilfen nicht mehr zu beschäftigen. „Alle Geschäftsleute im Umfeld des Bahnhofs klagen über massive Umsatzeinbußen“, so Brumbach.
Veränderungen im Pendlerverhalten
Die Sanierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Pendler in Falkensee. Statistiken zeigen, dass 83,5 % der 15.800 sozialversicherten Beschäftigten im Stadtgebiet zur Arbeit in andere Gemeinden oder nach Berlin pendeln. Aufgrund der Bahnsperrung weichen viele Pendler auf das Auto oder andere Bahnhöfe aus, was die ohnehin angespannte Verkehrslage weiter verschärft. Der Schienensersatzverkehr hält zudem auf der anderen Seite der Gleise, was für zusätzliche Unannehmlichkeiten sorgt.
Um dieser Situation entgegenzuwirken, bieten die Stadt Falkensee und die Deutsche Bahn verschiedene Ersatzverkehrsmaßnahmen an. So gibt es Schienensersatzverkehr über Busse zum Bahnhof Dallgow-Döberitz. Dort wurde das Zugangebot durch die Deutsche Bahn erhöht. Informationen zu den Ersatzverkehren sind auf der Website der Deutschen Bahn sowie in der VBB-App verfügbar.
Unterstützungsmaßnahmen und Herausforderungen
Trotz der angebotenen Ersatzverkehre sehen sich die Geschäftsleute in Falkensee zunehmend unter Druck. Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg empfiehlt Gespräche mit Vermietern über Mietnachlässe, um die finanziellen Einbußen abzufedern. Die Stadtverwaltung Falkensee, welche den Kiosk vermietet, zeigt jedoch eine zurückhaltende Haltung und sieht sich nicht in der Verantwortung, Mietnachlässe zu gewähren. Geschäftsleute mit privaten Vermietern wollen direkt mit der Deutschen Bahn Kontakt aufnehmen, um Lösungen zu finden.
Die Stadt Falkensee hat zudem eine Plattform namens PENDLA für Fahrgemeinschaften eingerichtet und bietet 120 Zeus-Scooter im Sharing-Modell an. Fahrrad-Routen zum Bahnhof Dallgow-Döberitz wurden ebenfalls empfohlen, um die Anreise zu erleichtern. Pendler können sich auf verschiedene neue Parkmöglichkeiten einstellen, die während der Bahnsperrung eingerichtet wurden.
Langfristige Infrastrukturinvestitionen
Die Sanierung der Bahnstrecke ist Teil eines umfassenderen Plans der Bundesregierung, die bis 2029 Investitionen in Höhe von 166 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu tätigen. Davon sollen rund 107 Milliarden Euro in die Schiene fließen, um marode Bahnstrecken zu sanieren. Obwohl kurzfristige Baustellen Unannehmlichkeiten für Reisende mit sich bringen, sollen langfristig Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Bahn verbessert werden. Dabei gehören auch Modernisierungen von rund 100 Bahnhöfen zu den Maßnahmen, die dieses Jahr in Angriff genommen werden, wodurch eine bessere Ausstattung und Barrierefreiheit sichergestellt werden soll.
Die Herausforderungen während der Sanierungsarbeiten sind groß, sowohl für die Pendler als auch für die ansässigen Händler. Auf lange Sicht könnten diese Maßnahmen jedoch entscheidend dazu beitragen, die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten und die Lebensqualität in den betroffenen Gemeinden zu verbessern.
Für weitere Informationen zu den Fahrzeiten und dem Schienensersatzverkehr können Pendler die Websites der Deutschen Bahn und des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg besuchen.
Für mehr Details, siehe auch die Berichte von rbb24, Falkensee.de und Tagesschau.