Gedenken an NS-Opfer: Berlin erinnert an die Kranken-Morde der T4-Aktion
Am 26.11.2025 gedenkt Berlin der Opfer der NS-Krankenmorde im Tiergarten. Jürgen Dusel und Künstler gestalten die Veranstaltung.

Gedenken an NS-Opfer: Berlin erinnert an die Kranken-Morde der T4-Aktion
Am Freitag, den 26. November 2025, findet in Berlin eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Kranken-Morde statt. Der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der „Euthanasie“-Morde befindet sich in der Tiergartenstraße, neben der Philharmonie. Dieser Gedenkort wurde vor elf Jahren eingeweiht und stellt einen zentralen Ort der Erinnerung für die über 70.000 Menschen dar, die während der NS-Zeit aufgrund von Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet wurden. Die Morde wurden von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften durchgeführt und sind auch als „Aktion T4“ bekannt, benannt nach der Adresse der Zentraldienststelle T4 an der Tiergartenstraße 4.
Unter den erwarteten Teilnehmern befindet sich auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, der die Veranstaltung mit seiner Anwesenheit unterstützen wird. Die musikalische Gestaltung des Gedenkens übernimmt die blinde Songwriterin und Pianistin Kevienella, die das Programm künstlerisch bereichern wird. Der Förderkreis „Gedenkort T4“ organisiert die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Die Hintergründe der „Aktion T4“
Die „Aktion T4“ war ein systematisches Mordprogramm der Nationalsozialisten, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann und bis zum Ende des Krieges fortgesetzt wurde. Zwischen 200.000 und 300.000 Menschen wurden europaweit durch diese Programme getötet, während allein in Deutschland über 70.000 Patienten in Heil- und Pflegeanstalten ermordet wurden. Diese Verbrechen wurden von den Nationalsozialisten als „Euthanasie“ bezeichnet – ein Begriff, der es den Tätern erlaubte, die grausamen Taten zu legitimieren und zu verschleiern.
Ein Hinweis auf die unrühmliche Geschichte sind die Zwangssterilisationen, die in Deutschland ab dem 1. Januar 1934 eingeführt wurden. Gesetze zur Verhütung „erbkranken Nachwuchses“ führten dazu, dass schätzungsweise 350.000 bis 400.000 Menschen gegen ihren Willen sterilisiert wurden, um die von den Nationalsozialisten propagierten Rasseideale zu bewahren. Die Opfer rekrutierten sich aus verschiedenen, oft stigmatisierten Gruppen, darunter Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen.
Gedenken und öffentliche Aufmerksamkeit
Am 29. Januar 2025 soll ein weiterer Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus stattfinden. An diesem Tag wird um 10:30 Uhr eine öffentliche Kranzniederlegung am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der „Euthanasie“-Morde stattfinden. Die Zeremonie wird von blinden Autor Bernd Kebelmann und Musiker Dietmar Gräf begleitet. Dies ist Teil einer breiteren Initiative, um die immer noch wenig beachteten Verbrechen des Nationalsozialismus zu beleuchten und die Opfer angemessen zu würdigen.
Die jährlich durchgeführte Gedenkveranstaltung nach dem ersten September sorgt dafür, dass diese dunkle Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Im Rahmen dieser Bemühungen wird auch ein Beschluss des Deutschen Bundestages am 30. Januar 2025 erwartet, der die Opfer der NS-„Euthanasie“ und der Zwangssterilisationen als Verfolgte des NS-Regimes anerkennt. Ziel dieses überfraktionellen Antrags ist es, die Forschung zu diesen Verbrechen zu fördern und die Gedenkstätten supportiv zu unterstützen.
Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist weiterhin ein drängendes Thema in Deutschland. Dabei wird die Gedenkveranstaltung nicht nur zur Erinnerung an die Opfer, sondern auch als Mahnmal für die Gesellschaft fungieren, um zu verhindern, dass sich solche Gräueltaten jemals wiederholen.