70 Jahre nach Jörgs Tod: Gedenken an ein Maueropfer in Berlin

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Am 27. Oktober 2025 erinnert Treptow-Köpenick an Jörg Hartmann, ein Opfer der Berliner Mauer, und die dunkle Geschichte der Grenzgewalt.

Am 27. Oktober 2025 erinnert Treptow-Köpenick an Jörg Hartmann, ein Opfer der Berliner Mauer, und die dunkle Geschichte der Grenzgewalt.
Am 27. Oktober 2025 erinnert Treptow-Köpenick an Jörg Hartmann, ein Opfer der Berliner Mauer, und die dunkle Geschichte der Grenzgewalt.

70 Jahre nach Jörgs Tod: Gedenken an ein Maueropfer in Berlin

Am 24. Oktober 2025 wird der 70. Geburtstag von Jörg Hartmann begangen, einem der jüngsten Opfer an der Berliner Mauer. Hartmann, der am 14. März 1966 im Grenzgebiet zwischen Berlin-Treptow und Berlin-Neukölln erschossen wurde, war zu diesem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt. Sein tragisches Schicksal wirft einen bleibenden Schatten auf die düstere Geschichte der Berliner Mauer und die Gewalt, die sie mit sich brachte. Laut Berlin.de starb er am selben Abend, als er zusammen mit seinem Freund Lothar Schleusener in der Nähe der Kiefholzstraße und der Kleingartenkolonie „Sorgenfrei“ in den Grenzbereich gelangte.

Am Abend des 14. März 1966 war der 10-jährige Jörg mit seinem Freund Lothar unterwegs, um Brötchen zu holen. Sie gelangen unbemerkt in den gefährlichen Grenzbereich, wo sie von Grenzsoldaten entdeckt wurden. Diese eröffneten das Feuer, ohne den Kindern eine Warnung zukommen zu lassen. Jörg Hartmann wurde sofort erschossen, während Lothar Schleusener seinen Verletzungen später im Krankenhaus erlag. Die DDR-Regierung versuchte, das Geschehen zu vertuschen, indem sie die Angehörigen darüber informierte, die Kinder seien verunglückt. Diese Falschinformation wurde erst Jahre später aufgeklärt, nachdem die Mauer gefallen war und Ermittlungen eingeleitet wurden, die die wahren Umstände ans Licht brachten, so Chronik der Mauer.

Die Hintergründe der Tragödie

Jörg Hartmann wuchs bei seiner Großmutter in der Schreinerstraße in Berlin-Friedrichshain auf. Seine Mutter war psychisch erkrankt und der Vater war unbekannt. Klassenkameraden beschrieben ihn als schüchternen, freundlichen Jungen mit hellblonden Haaren. Die familiären Umstände waren für Jörg und seine Geschwister belastend, was die Bedeutung seines plötzlichen Todes umso tragischer macht. Zwei Wochen nach dem Vorfall erhielt die Großmutter eine falsche Mitteilung, dass Jörg ertrunken sei, was die Familie nicht glaubte. Seine Leiche wurde anonym eingeäschert und auf dem Friedhof Baumschulenweg bestattet, wie es in den Berichten über die Erschießungen an der Mauer dokumentiert ist, wie Wikipedia feststellt.

Im Jahr 1997 wurde der Grenzsoldat, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, wegen Totschlags verurteilt, erhielt jedoch nur eine Bewährungsstrafe von 20 Monaten. Dieses Urteil sorgte für Empörung und machte deutlich, wie aufwendig die juristische Aufarbeitung der Mauerschüsse war. Über die Nummer der tödlichen Schüsse in der Berliner Mauer wird geschätzt, dass mindestens 251 Menschen bei Grenzkontrollen in Berlin ums Leben kamen, darunter auch zahlreiche Kinder. Jörg Hartmann ist eines von mindestens 13 Kinderopfern, die das grausame Erbe der Mauer mit sich bringen.

Das Mahnmal und die Erinnerung

Ein Mahnmal in der Kiefholzstraße erinnert seit 1999 an die beiden erschossenen Kinder, das auf Initiative von Jörgs ehemaliger Lehrerin Ursula Mörs errichtet wurde. Diese Erinnerungskultur ist von großer Bedeutung, um die Opfer der Teilung und die Grausamkeit des DDR-Regimes im kollektiven Gedächtnis zu halten. Das Mahnmal steht als Symbol für die Trauer und den Verlust, der über Generationen hinweg spürbar bleibt.

Jörg Hartmann wäre am 27. Oktober 2025 70 Jahre alt geworden. Sein kurzes Leben und die Umstände seines Todes sind ein mahnendes Beispiel für die Brutalität, die vielen Menschen während der Teilung Deutschlands widerfuhr und verdeutlichen die Notwendigkeit, diese Geschichte kontinuierlich zu erinnern und aufzuarbeiten.