Umwelt-Aktivisten lassen Reifen in Berlin platt – Was steckt dahinter?

Transparenz: Redaktionell erstellt und geprüft.
Veröffentlicht am
Impressum · Kontakt · Redaktionskodex

Unbekannte aktivisten haben in Berlin die Reifen von fast 40 Fahrzeugen beschädigt, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Unbekannte aktivisten haben in Berlin die Reifen von fast 40 Fahrzeugen beschädigt, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen.
Unbekannte aktivisten haben in Berlin die Reifen von fast 40 Fahrzeugen beschädigt, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Umwelt-Aktivisten lassen Reifen in Berlin platt – Was steckt dahinter?

Im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf kam es zu einem bemerkenswerten Vorfall, bei dem unbekannte Täter die Luft aus den Reifen von nahezu 40 Fahrzeugen abließen. Laut Informationen von rbb24 geschah dies über den Verlauf eines Tages am Freitag. Bei den betroffenen Fahrzeugen wurden auch Schreiben mit umweltpolitischem Bezug angebracht, was auf eine mögliche Verbindung zu umweltaktivistischen Bewegungen hinweist. Die Berliner Polizei, die die Vorfälle untersucht, konnte noch nicht bestätigen, welche Gruppierung sich zu den Taten bekannt hat.

Ein Polizeisprecher erklärte, dass der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung aufgenommen hat. Besonders bemerkenswert ist, dass ähnliche Aktionen in der Vergangenheit häufig den Aktivisten der sogenannten „Tyre Extinguishers“ zugeschrieben wurden, die in Berlin seit 2021 aktiv sind und bekannt dafür sind, Reifen von SUVs und anderen stark umweltbelastenden Fahrzeugen zu entleeren.

Aktion in Steglitz-Zehlendorf

In einer parallel verlaufenden Aktion gaben Klimaschützer der Gruppe „Tyre Extinguishers“ bekannt, dass sie in Steglitz-Zehlendorf die Reifen von 120 Fahrzeugen beschädigten. Während die Aktivisten auf der Plattform X (ehemals Twitter) diesen Vorfall bestätigten und sogar zu weiteren Sachbeschädigungen aufriefen, ging die Polizei zunächst von einer niedrigeren, zweistelligen Zahl an betroffenen Autos aus. Diese Diskrepanz zwischen den Angaben der Aktivisten und der Polizei zeigt die Spannungen und die unterschiedliche Wahrnehmung dieser Protestaktionen.

Die Polizei ist inzwischen damit beschäftigt, die Vorfälle in beiden Bezirken auszuwerten. Aktivisten sehen ihre Aktionen oft als notwendigen Teil des Protests gegen die klimaunfreundlichen Verkehrsmittel, während die Behörde diese Handlungen als Sachbeschädigung einstuft.

Der soziale Druck auf Klimabewegungen

Die aktuelle Lage der Klimabewegung wird durch einen umfassenden Druck gekennzeichnet. Berichte zeigen, dass Aktivisten zunehmend mit Polizeigewalt und subtilen Einschüchterungstaktiken konfrontiert sind. Eine Studie von ND Aktuell zeigt, dass 83 Prozent der befragten 162 Aktivisten sich in ihrem Engagement eingeschränkt fühlen. Diese Einschränkungen resultieren nicht nur aus direkter Gewalt, sondern auch aus der Angst vor negativen Auswirkungen auf das Privatleben und die berufliche Zukunft.

Das Phänomen des sozialen Drucks führt zu einem verringerten Engagement, da viele Aktivisten die Gefahr von staatlichen Repressionen spüren. „Chilling effects“ sind zu beobachten, wenn Menschen zur Selbstzensur gezwungen werden, was die öffentliche Wahrnehmung der Klimabewegung beeinträchtigt und ihre gesellschaftliche Unterstützung schwächt. Zudem wird der Protest zunehmend als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit wahrgenommen, was in vielerlei Hinsicht die Basis für eine Kriminalisierung der Aktivisten bildet.

Die Diskussion um das Verständnis von zivilem Ungehorsam als Teil demokratischer Teilhabe wird damit immer dringlicher. In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen fordern die Autor*innen der Studie eine Überprüfung von Gesetzen und Praktiken, um den Missbrauch gegen friedliche Aktivisten zu verhindern und ein unterstützendes Umfeld für den Klimaschutz zu schaffen.