Berlin Aktuell

Berlin stellt geplante Versorgungseinrichtungen für Long-Covid und ME/CFS in Frage

In ihrem Koalitionsvertrag vom April sorgten CDU und SPD mit ihren Plänen zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Long Covid, Post-Vac-Syndrom und ME/CFS für große Erwartungen. Die Absichtserklärung sah den Aufbau wohnortnaher, niederschwelliger und interdisziplinärer Anlaufstellen vor, die auch finanziell gefördert werden sollten. Damit sollten Menschen, die unter Langzeitfolgen einer Corona-Infektion oder Impfung sowie der häufig postviral auftretenden Multisystemerkrankung ME/CFS leiden, eine bessere Versorgung erhalten.

Jedoch rückt die Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin nun von den verbindlichen Aussagen ab. Auf Anfrage zur Umsetzung des Konzepts und des Zeitplans, wird das Vorhaben infrage gestellt. Die Behörde sieht derzeit keine Anzeichen dafür, dass die vorhandenen Versorgungsstrukturen in Berlin nicht ausreichend wären und ein Versorgungsnotstand vorliegen würde. Obwohl niedrigschwellige Anlaufstellen die Versorgung verbessern könnten, sind der Senatsverwaltung keine Bestrebungen bekannt, solche Anlaufstellen für Patienten mit ME/CFS zu schaffen. Für Long-Covid- und Post-Vac-Betroffene ist die Situation noch offen, doch laut der Senatsverwaltung liegt die Krankenbehandlung und Rehabilitation nicht in der Zuständigkeit des Landes Berlin, sondern der Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung.

Selbsthilfeorganisationen und Betroffenenverbände kritisieren die mangelhafte Versorgungssituation und gebrochene politische Versprechen schon seit längerem. Bereits im Koalitionsvertrag auf Bundesebene hatte das Ampelbündnis zugesagt, ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für Langzeitfolgen von Covid-19 und ME/CFS zu schaffen. Doch davon ist das Bundesgesundheitsministerium dieses Jahr ebenfalls abgerückt. Zwar existieren Long-Covid-Ambulanzen, in denen Aspekte von ME/CFS behandelt werden, jedoch sind hier oft lange Wartezeiten von mehreren Monaten zu erwarten. Des Weiteren bieten die meisten Ambulanzen lediglich Diagnostik, aber keine weitergehende Versorgung an. Berichte von Betroffenen zeugen davon, dass Menschen mit Impfschäden oder einer unabhängig von Corona entwickelten ME/CFS-Erkrankung vielerorts nicht aufgenommen werden. Die einzige ME/CFS-Sprechstunde an der Charité in Berlin ist überlaufen und kann ebenfalls nur diagnostizieren, nicht weiter behandeln.

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Die aktuellen Entwicklungen werfen erneut ein Schlaglicht auf die bestehenden Versorgungslücken und das Fehlen spezialisierter Anlaufstellen. Die bisherigen Maßnahmen und Strukturen scheinen noch nicht ausreichend zu sein, um den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden. Eine bessere Versorgung und Behandlung für Menschen mit Long Covid, Post-Vac-Syndrom und ME/CFS ist dringend erforderlich, um ihre Lebensqualität zu verbessern und ihnen eine angemessene medizinische Betreuung zu ermöglichen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik ihre Zusagen einhält und die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung schnellstmöglich umsetzt.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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