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Berlin: Immer wieder überfüllte Züge zu Ausflugszielen – Keine Besserung in Sicht

Alle Jahre wieder stehen tausende Berliner vor dem Problem, dass sie am Wochenende gerne ins Grüne oder ans Wasser reisen würden, jedoch die Bahn ihre Vorteile nicht ausspielt. Die Züge sind überfüllt und oft empfinden Fahrgäste die Zustände als menschenunwürdig. Das Problem ist jedoch nicht neu. Bereits im 19. Jahrhundert gab es Berichte über Faustkämpfe zwischen Fahrgästen und temporäre Schließungen von Bahnhöfen aufgrund des hohen Andrangs. Damals wurden zusätzliche Bedarfszüge an Wochenenden und Feiertagen eingesetzt, um das reguläre Fahrtenangebot zu ergänzen. In den 1990er- und 2000er-Jahren gab es in Nordostdeutschland bereits Ausflugszüge, die an Wochenenden von Berlin aus verschiedene Ziele wie Binz auf Rügen, Wolgast, den Harz oder die Sächsische Schweiz ansteuerten. Doch aufgrund der Finanzierungsschwierigkeiten wurden diese Angebote nach und nach eingestellt. Erst im Sommer 2022, als zu befürchten war, dass das 9-Euro-Ticket zu einer Eskalation der Lage führen könnte, entschied sich das Land Mecklenburg-Vorpommern dazu, neue Zusatzzüge zu bestellen. Diese sind seit dem Start des Deutschlandtickets wieder im Einsatz. Für 2024 sind weitere Zusatzzüge geplant, jedoch sind die Chancen dafür schlecht. Es gibt verschiedene Gründe, warum es schwer ist, die Kapazität in den Zügen spürbar zu erhöhen. Der Personalmangel, Baustellen und Fehler der Vergangenheit, wie die Verkürzung von Bahnsteigen, stellen Hindernisse dar. Der neue Verkehrsvertrag, der 2026 in Kraft tritt, sieht lediglich eine marginale Erhöhung der Platzzahl pro Zug für den Regionalexpress nach Rostock vor. Zudem ist unklar, wie sich der Sparkurs auf Bundesebene auswirken wird. Es ist bedauerlich, dass wesentliche Verbesserungen in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sind. Dies stellt eine Bankrotterklärung dar und ist enttäuschend für all jene, die umweltfreundlich reisen möchten. Eine Möglichkeit für Ostseetouristen ist es, in Fernzugtickets mit Platzreservierung zu investieren. Ansonsten bleibt nur die Option, im vollen Regionalzug Rücksicht zu nehmen, indem man sein Gepäck vom Fahrrad abnimmt und Sitzplätze nicht mit Taschen belegt. In der Not muss man eben zusammenrücken. Gute Reise!

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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