Ein Jahrhundert voller Geschichten: Horst Kosin wird 101 Jahre alt!

Horst Kosin feierte am 11. Juni 2025 seinen 101. Geburtstag in Reinickendorf, sein bewegtes Leben dient als Zeitzeuge der Geschichte.
Horst Kosin feierte am 11. Juni 2025 seinen 101. Geburtstag in Reinickendorf, sein bewegtes Leben dient als Zeitzeuge der Geschichte. (Symbolbild/MB)

Ein Jahrhundert voller Geschichten: Horst Kosin wird 101 Jahre alt!

Reinickendorf, Deutschland - Horst Kosin feierte am 11. Juni 2025 seinen 101. Geburtstag. Zu diesem besonderen Anlass überbrachte die Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner im Namen des Bezirksamtes Reinickendorf ihre Glückwünsche. Kosin blickt auf ein langes und bewegtes Leben mit vielen harten Lebensabschnitten zurück. 

Geboren in einer Hugenottenfamilie floh der Jubilar aus Westpommern. Er erlernte früh den Beruf des Schmieds, was langfristige gesundheitliche Folgen für seinen Rücken hatte. Nach dem Krieg wurde Kosin zwei Jahre lang als politischer Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen von sowjetischen Besatzern inhaftiert. Während dieser Zeit kritisierte er die stalinistischen Machtstrukturen, die ihm als Parallelen zu den Methoden der Nationalsozialisten erschienen.

Die Geschichte von Sachsenhausen

Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 errichtet und spielte eine Schlüsselrolle im NS-Terrorapparat. Anfänglich waren die politischen Verfolgten die größte Häftlingsgruppe. Ab 1939 wurden auch Menschen aus ganz Europa in das Lager deportiert. Häftlinge waren gezwungen, in SS-eigenen Betrieben Zwangsarbeit zu leisten. Ab 1942 wurden sie darüber hinaus in über hundert Außenlagern, insbesondere in Berlin, eingesetzt.

Die Gesamtgeschichte des Lagers ist geprägt von Gewalt und Verfolgung. Zwischen 1936 und 1945 waren mehr als 200.000 Menschen in Sachsenhausen inhaftiert. Das Lager entwickelte sich zu einem Modell- und Schulungslager, wo die Macht der SS architektonisch zum Ausdruck gebracht werden sollte. Die Häftlinge stammten aus verschiedenen Gruppen, darunter politische Gegner, Juden, Sinti, Roma und viele andere. Die Bedingungen waren katastrophal, und zahlreiche Häftlinge starben aufgrund von Hunger, Krankheiten und Misshandlungen.

Ein Leben im Alter

Nach seiner Haftzeit erwarb Kosin einen Fortbildungsabschluss zum Elektriker und wurde Chef des Reparaturteams im Heiz-Kraft-Werk Reuter West. Er erwies sich als innovativ und erwarb zwei technische Patente, um teure Brenner mehrfach nutzen zu können. Seit 1971 lebt er in Reinickendorf und meistert viele alltägliche Arbeiten in seiner Wohnung selbstständig. Ein unterstützendes Nachbarpaar hilft ihm dabei, seinen Alltag zu bewältigen.

Zu seinen Hobbys gehören Bergsteigen, Kegeln und Tanzen, und er hatte insgesamt sechs Dackel in seinem Leben. Außerdem hat Kosin zur See gefahren. Auch ohne eigene Kinder lebt er in der Nachbarschaft gut integriert, wo er täglich Unterstützung von seinen Nachbarn erhält.

Kosin’s bewegtes Leben steht in starkem Kontrast zu der düsteren Geschichte, die das Konzentrationslager Sachsenhausen geprägt hat. Am 22. April 1945 befreiten sowjetische und polnische Soldaten etwa 3.000 kranke Häftlinge, die noch im Lager waren, und setzten ein blutiges Kapitel der Geschichte ein Ende. Heute erinnert die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen an diese grausame Vergangenheit und bietet umfassende Informationen über die Geschehnisse im Lager sowie pädagogische Angebote zur Erinnerungskultur.

Für Interessierte ist die Gedenkstätte von März bis Oktober täglich von 8:30 bis 18:00 Uhr geöffnet, von Oktober bis März bis 16:30 Uhr. An Montagen bleiben jedoch Museen sowie Archiv und Bibliothek geschlossen. Für den Besuch der Gedenkstätte können die Kontaktdaten unter stiftung-bg.de abgerufen werden.

Die beeindruckenden Lebensgeschichten von Menschen wie Horst Kosin zeigen, wie wichtig es ist, die Erinnerungen an die Vergangenheit zu bewahren und die Lehren daraus für die Zukunft zu ziehen.

berlin.de | bpb.de | sachsenhausen-sbg.de

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OrtReinickendorf, Deutschland
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