Väter und Kindererziehung: Teilzeit und Elternzeit bei Männern noch immer in der Minderheit
In deutschen Partnerschaften ist die Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung noch immer traditionell. Ein aktueller Artikel beleuchtet, warum sich dieses Muster trotz politischer Bestrebungen kaum verändert hat. Die geplante Familienstartzeit für Väter könnte eine mögliche Lösung sein, doch die politische Umsetzung verzögert sich. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass bereits bestehende gesetzliche Regelungen es Vätern erlauben, sich um ihre Kinder zu kümmern. Trotzdem nehmen Väter immer noch deutlich weniger Elternzeit und arbeiten seltener in Teilzeit als Mütter. Unternehmen und Männer selbst sind gefordert, diese Ungleichheit zu überwinden und eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie für alle zu ermöglichen.
Väter und Kindererziehung: Teilzeit und Elternzeit bei Männern noch immer in der Minderheit
Die traditionelle Rollenverteilung in deutschen Partnerschaften, bei der die Mütter sich um die Kinder kümmern und die Väter arbeiten gehen, bleibt trotz des gesellschaftlichen und politischen Wunsches nach gleichberechtigten Beziehungs- und Kindererziehungsmodellen bestehen. Obwohl es gesetzliche Regelungen gibt, die es Vätern erlauben, Arbeitszeit zu reduzieren oder eine Auszeit zu nehmen, um sich um ihre Kinder zu kümmern, machen nur wenige davon Gebrauch.
Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2020 fast zwei Drittel aller erwerbstätigen Frauen (65,5 Prozent) in Teilzeit tätig, während nur 7,1 Prozent der Väter in Teilzeit arbeiteten. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Dadurch ergeben sich für Frauen Nachteile in Bezug auf ihre berufliche Laufbahn und spätere Rentenauszahlungen, da Teilzeitbeschäftigte oft weniger Rente erhalten als Vollzeitbeschäftigte.
Auch bei der Elternzeit zeigen sich Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Im Jahr 2022 nahmen nur ein Viertel der Väter Elternzeit im Durchschnitt von 3,6 Monaten, während Frauen im Durchschnitt 14,6 Monate beim Kind blieben.
Es liegt in erster Linie an den Männern, diese Ungleichheiten zu ändern und mehr Zeit für ihre Kinder einzufordern. Ein Rechtsanspruch auf Elternzeit und Teilzeit besteht bereits gegenüber dem Arbeitgeber. Unternehmen müssen sich zudem aufgrund des Fachkräftemangels immer stärker bemühen, Mitarbeiter in der Vereinbarkeit von Job und Familie zu unterstützen, um im Wettbewerb um qualifiziertes Personal erfolgreich zu sein.
Allerdings müssen Männer auch lernen, tradierte Rollenbilder zu überwinden und akzeptieren, dass sie möglicherweise nicht mehr der Hauptverdiener sind. Das Windelnwechseln und das Kümmern um das Baby bringen keine Gehaltsaufstockung oder Beförderung mit sich. Politische Rahmengesetzgebungen können daran kaum etwas ändern.
Die folgende Tabelle zeigt die Teilzeitquoten von Müttern und Vätern in den Jahren 2010 und 2020:
| Jahr | Teilzeitquote Mütter | Teilzeitquote Väter |
|——|——————-|——————-|
| 2010 | 64,2% | 5,4% |
| 2020 | 65,5% | 7,1% |
Es wird deutlich, dass sich die Teilzeitquote bei Müttern nur geringfügig erhöht hat, während sie bei Vätern auch weiterhin niedrig bleibt.
Es ist an der Zeit, dass Männer aktiv werden und sich stärker in die Kinderbetreuung einbringen. Es ist auch an der Zeit für Unternehmen, familienfreundliche Maßnahmen und flexible Arbeitsmodelle anzubieten, um Männer in ihrem Wunsch nach mehr Zeit für die Familie zu unterstützen. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung können traditionelle Rollenbilder überwunden und eine gleichberechtigte Aufteilung von Erziehungs- und Erwerbsarbeit erreicht werden.
Quelle: BERLINER MORGENPOST / ots