TikTok-Warnstreik in Berlin: Beschäftigte fordern fairen Kündigungsschutz!
TikTok-Mitarbeiter in Berlin-Friedrichshain streiken für bessere Kündigungsfristen und Abfindungen – Künstliche Intelligenz als Bedrohung?

TikTok-Warnstreik in Berlin: Beschäftigte fordern fairen Kündigungsschutz!
Am Dienstag, dem 23.09.2025, beginnt ein viertägiger Warnstreik im Berliner Büro von TikTok. Betroffen sind 150 Angestellte der Deutschlandzentrale in Berlin-Friedrichshain. Die Gewerkschaft Verdi berichtet, dass die Geschäftsführung die Verhandlungen über Kündigungsfristen und Abfindungshöhen blockiert. Die Mitarbeiter fordern drei Jahresgehälter als Abfindung sowie eine Verlängerung der Kündigungsfrist um zwölf Monate. TikTok gehört zum chinesischen Konzern Bytedance und plant, Aufgaben zunehmend durch Künstliche Intelligenz (KI) und externe Dienstleister zu übernehmen.
Die meisten der geplanten Stellenstreichungen werden in der „Trust-and-Safety-Abteilung“ stattfinden. Diese Abteilung spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung der Plattform in Bezug auf Gewalt und Fake-News. Verdi äußert Bedenken, dass die Reduzierung von Personal in dieser wichtigen Abteilung die Erkennung unangemessener Inhalte gefährden könnte. Eine Sprecherin von TikTok erklärte, dass Gespräche mit dem Betriebsrat über eine Konsolidierung der Sicherheitsaktivitäten stattfinden würden. Mittlerweile sehen die Mitarbeiter die Situation mit großer Besorgnis.
Hintergrund zu den Verhandlungen
TikTok hat ein gerichtliches Verfahren zur Einsetzung einer Einigungsstelle forciert, was von Verdi als Versuch gewertet wird, schnell Kündigungen auszusprechen. Der erste Gerichtstermin war bereits am 28. Juli, wobei TikTok seine Position bekräftigte und die vorgelegten Angebote für unzureichend erklärt wurden. Es ist anzumerken, dass rund 70 Prozent der Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind, und seit 2022 existiert ein Betriebsrat. Trotz regelmäßiger Treffen einer Betriebsgruppe und der Gründung einer Tarifkommission wird die Situation als angespannt wahrgenommen.
Ein zentrales Thema ist die Rolle der KI in der Content-Moderation. In vielen Fällen treffen KI-Systeme bereits problematische Entscheidungen, weil sie gesellschaftliche Kontexte häufig nicht richtig erfassen. Beiträge mit Regenbogenfahnen wurden in der Vergangenheit als „kontrovers“ oder sogar „Hassrede“ gekennzeichnet und entfernt. Die Probleme der Künstlichen Intelligenz werden von Experten wie Prof. Dr. Bernd Waas von der Goethe-Universität Frankfurt als wachsendes Risiko für Diskriminierungsformen angesehen. Diese algorithmischen Systeme bringen neue Herausforderungen für den Beschäftigtendatenschutz und den Gesundheitsschutz mit sich.
Globale Gewerkschaftsbewegung und Verdi’s Maßnahmen
Die Situation bei TikTok ist Teil eines größeren Trends, bei dem sich Gewerkschaften weltweit gegen die Prekarisierung von Arbeitsplätzen und die Auslagerung von Content-Moderation formieren. So wurde im April in Nairobi die erste globale Gewerkschaftsallianz von Content-Moderator*innen gegründet, deren Ziel es ist, internationale Standards zu schaffen und Big Tech zur Verantwortung zu ziehen.
Verdi hat TikTok angesprochen, um Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag zu führen. Allerdings lehnt TikTok die Vorschläge ab. Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kathlen Eggerling bezeichnete das Verhalten des Unternehmens als „Skandal“. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die Situation nach dem Warnstreik entwickeln wird und ob TikTok bereit ist, auf die Anliegen seiner Mitarbeiter einzugehen.
Für aktuelle Informationen zur Arbeit der Gewerkschaft Verdi und den rechtlichen Rahmen der Künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt können folgende Ressourcen hilfreich sein: rbb24 berichtet, dass, Verdi informiert über Arbeitnehmerrechte und Boeckler bietet Einblicke in KI und Arbeitsrecht.