Sprengstoff-Funde in Gartz: Evakuierungen und Entschärfungen heute!
Sechs Weltkriegsbomben in Brandenburg werden entschärft, Anwohner evakuiert – aktuelle Informationen zur Gefahrenlage und Sicherheitsmaßnahmen.

Sprengstoff-Funde in Gartz: Evakuierungen und Entschärfungen heute!
Am 23. September 2025 müssen in der Ortschaft Tantow im Uckermarkkreis, Brandenburg, sechs Sprengbomben sowjetischer Bauart aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft oder vor Ort detoniert werden. Diese Bomben wurden bei einer geplanten Suche entlang der Bahnstrecke von Passow nach Stettin entdeckt, die durch das zuständige Ordnungsamt bestätigt wurde. Um die Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten, werden die Bahnstrecke sowie die Kreisstraße 7311 zwischen Tantow und Radekow für den Verkehr gesperrt.
Die Entschärfung hat weitreichende Auswirkungen auf die Anwohner. Rund 50 Personen, die sich in einem 500-Meter-Sperrgebiet rund um die Fundorte aufhalten, müssen ihre Häuser ab 9:30 Uhr verlassen. Für den Fall von explodierenden Bomben sind zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen erforderlich: Fenster und Glastüren sollen geöffnet, jedoch nicht angekippt und mit Kissen gesichert werden. Auch Haustiere, darunter Pferde und Hunde, sind aus dem Gefahrenbereich zu bringen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Die gesamte Maßnahme soll laut Plan bis zum frühen Nachmittag abgeschlossen sein.
Die Hintergründe zu Bombenfunden
In Deutschland sind schätzungsweise zwischen 100.000 und 300.000 Tonnen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden verborgen. Diese Bomben stellen ein andauerndes Risiko dar und müssen jährlich etwa 5.000 Mal geräumt werden. Die Identifikation von Gefahrengebieten erfolgt mithilfe von Luftaufnahmen, die während und nach den Bombenangriffen gemacht wurden und von spezialisierten Teams analysiert werden. Funde von Blindgängern passieren meist zufällig, während Bauarbeiten oder landwirtschaftliche Tätigkeiten durchgeführt werden und müssen unverzüglich der Polizei gemeldet werden, um weitere Gefahren zu vermeiden.
Die gezielte Suche nach solchen Kampfmitteln erfolgt oft unter Einsatz von Metalldetektoren und wird in der Regel vor dem Bau neuer Straßen oder Gebäude durchgeführt. Dabei ist die Entschärfung vor Ort üblich, da der Transport von Blindgängern als hochriskant gilt. Die Kampfmittelräumdienste müssen sehr vorsichtig arbeiten, um die Zündmechanismen der gefundenen Bomben sicher zu identifizieren und zu entfernen. Die Gefahren sind nicht zu unterschätzen, da die Sprengstoffe zum Teil über 75 Jahre alt sind und oft unberechenbar werden.
Das Erbe des Zweiten Weltkriegs
Die Herausforderungen durch nicht entschärfte Munitionsreste sind im gesamten Land ein drängendes Umweltproblem. Schätzungen zufolge sind 10-15% der im Krieg abgeworfenen Bomben heute Blindgänger. Die britische Luftwaffe und die 8. US Air Force führten während des Krieges massive Bombenangriffe durch, beispielsweise wurden am 15. März 1945 über 5.690 Bomben auf Oranienburg abgeworfen, wo bis heute mehr als 200 Blindgänger existieren. Die Entschärfung dieser Bomben erfordert oft die Evakuierung ganzer Stadtteile, da die Blindgänger als „Zeitbomben“ gelten.
Zusätzlich zu den Gefahren im Boden sind riesige Mengen an Munition im Meer versenkt worden. Schätzungen zufolge sind über 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition noch im Meeresboden verborgen, was langfristige umweltmedizinische Auswirkungen hat, inklusive der Nachweise von krebserregenden Stoffen wie TNT in Wasserproben und Meerestieren. Die Beseitigung dieser Kampfmittel ist in Deutschland Ländersache und variiert von Bundesland zu Bundesland, was die Komplexität dieser Aufgaben weiter erhöht.
Die Ausbildung von jährlich rund 250 Kampfmittelräumern wird als nicht ausreichend angesehen, um mit dem Erbe des Zweiten Weltkriegs angemessen umzugehen. Dabei wird die Arbeit der Räumer nicht nur als technische Notwendigkeit betrachtet, sondern auch als ein praktischer Schritt zur Vergangenheitsbewältigung, auch wenn eine vollständige Beseitigung der Blindgänger als unwahrscheinlich gilt.
Die Situation in Tantow ist somit ein eindrucksvolles Beispiel für die langfristigen Folgen der Kriegsgeschichte und die Anstrengungen, eine sichere Umgebung für die gegenwärtige Bevölkerung zu schaffen.
Für weitere Informationen zur Thematik besuchen Sie bitte rbb24, ARD Alpha und Deutschlandfunk.