Ehrung für Michael Sommer: Berlins Kämpfer für Gerechtigkeit verstorben

Regierender Bürgermeister Kai Wegner äußert Beileid zum Tod von Michael Sommer, einem prägenden Gewerkschafter Berlins, am 1. Juli 2025.
Regierender Bürgermeister Kai Wegner äußert Beileid zum Tod von Michael Sommer, einem prägenden Gewerkschafter Berlins, am 1. Juli 2025. (Symbolbild/MB)

Ehrung für Michael Sommer: Berlins Kämpfer für Gerechtigkeit verstorben

Berlin, Deutschland - Mit großer Trauer hat der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, den Tod von Michael Sommer bekannt gegeben. Der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) verstarb in der Nacht zu Montag im Alter von 73 Jahren. Wegner würdigte Sommer als engagierten Streiter für Gerechtigkeit, der eine tiefgehende Verbundenheit mit Berlin gepflegt habe. Er hob hervor, dass Sommer unermüdlich für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kämpfte und stets eine lebendige Sozialpartnerschaft propagierte. Sein Verlust werde sowohl von der politischen als auch von der öffentlichen Gemeinschaft betrauert, und Wegner sprach sein Beileid den Hinterbliebenen, Freunden und Wegbegleitern aus.

Sommer war zwischen 2002 und 2014 Vorsitzender des DGB und prägte die deutsche Gewerkschaftsbewegung entscheidend. Er setzte sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt ein und vertrat das Prinzip der Einheitsgewerkschaft. Besonders betonte er die parteipolitische Unabhängigkeit der Gewerkschaften, jedoch nicht deren politische Neutralität. Ein Leitspruch von ihm lautete: „Nicht die Asche müsst ihr weitergeben, sondern das Feuer!“

Ein einflussreiches Wirken

Während seiner Amtszeit kämpfte Sommer gegen die Hartz-Reformen und die Ausweitung prekärer Beschäftigung. Sein wichtigster politischer Erfolg war die Durchsetzung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, der ein Jahr nach seinem Ausscheiden eingeführt wurde. Dieser entscheidende Schritt wird in der heutigen Zeit als historischer Meilenstein betrachtet. Der DGB berichtet, dass fast sechs Millionen Beschäftigte heute vom Mindestlohn profitieren. Die Einführung des Mindestlohns wird von Ökonomen als Erfolgsgeschichte gewertet, insbesondere da es damals Bedenken über den Verlust von Hunderttausenden Arbeitsplätzen gab.

Sommer wurde am 17. Januar 1952 in Büderich geboren und wuchs teilweise im Waisenhaus auf. Bereits mit 19 Jahren trat er 1971 in die Deutsche Postgewerkschaft ein und nahm verschiedene ehrenamtliche Rollen ein. Nach einem Studium der Politikwissenschaft arbeitete er ab 1980 hauptberuflich für die Postgewerkschaft und wurde 1997 stellvertretender Vorsitzender. 2001 war er maßgeblich an der Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di beteiligt, bevor er 2002 DGB-Vorsitzender wurde und 2014 nicht mehr kandidierte.

Der Einfluss auf die Arbeitswelt

Der damals neu eingeführte gesetzliche Mindestlohn hatte im Jahr 2015 ein Startniveau von 8,50 Euro und wurde seitdem regelmäßig angehoben. Aktuell beträgt dieser 12,82 Euro, was für viele eine signifikante Verbesserung darstellt. Die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Jahr 2022 wurde von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil als die größte Lohnerhöhung des Lebens für sechs Millionen Beschäftigte gewertet. Im Hinblick auf die zukünftigen Anpassungen wird erwartet, dass die Mindestlohnkommission im Juni über Erhöhungen für 2026 und 2027 entscheiden wird.

Sommer war außerdem international tätig; 2010 wurde er zum Präsidenten des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt, wo er 168 Millionen Gewerkschaftsmitglieder weltweit vertrat. Der tragische Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch im Jahr 2013 berührte ihn tief und führte zu seinem Einsatz für ein Lieferkettengesetz.

In einer Zeit, in der soziale Gerechtigkeit und die Rechte von Arbeitnehmern essenzielle Themen sind, bleibt Michael Sommers Vermächtnis ein wichtiger Bezugspunkt. Die deutschen Gewerkschaften werden auch weiterhin seinen Weg des Kampfes für Gerechtigkeit und Solidarität in der Arbeitswelt verfolgen. Dies unterstrichen auch Wegners Worte, dass ein ehrendes Andenken an Sommer bewahrt werden müsse, um die Werte, für die er einstand, am Leben zu halten.

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OrtBerlin, Deutschland
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