Berlin hebt Tempo 30 auf: Ist Sicherheit jetzt gefährdet?

Berlin hebt Tempo 30 auf: Ist Sicherheit jetzt gefährdet?
Der Berliner Senat plant, in der kommenden Woche mehrere Tempo-30-Zonen an Hauptverkehrsstraßen aufzuheben. Dies bestätigte die Verkehrsverwaltung in einer Mitteilung. Der Beschluss dazu steht auf der Tagesordnung der nächsten Senatssitzung.
Bisher galt Tempo 30 an 41 Hauptverkehrsstraßen, um die Luftqualität in der Stadt zu verbessern. Laut dem Senat hat sich die Luftqualität jedoch teils deutlich verbessert, wodurch die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht mehr als notwendig erachtet wird. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hat angekündigt, die betroffenen Straßenabschnitte zu überprüfen, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Unter den 25 zu überprüfenden Abschnitten befinden sich unter anderem die Danziger Straße in Pankow und die Invalidenstraße in Mitte.
Prüfungen und Berücksichtigungen
Im Rahmen der Prüfungen wird darauf geachtet, ob Schulwege möglicherweise negativ beeinflusst werden. Die Senatorin möchte hierzu Erfahrungen von Schulen und Schulämtern sowie Einschätzungen der Polizei einfließen lassen. Auch Ortsbesichtigungen zu Schulanfangs- und Schulendzeiten sind geplant, um die Sicherheit der Schüler nicht zu gefährden.
Statistiken zeigen, dass seit der Einführung von Tempo 30 die mittleren Geschwindigkeiten auf rund 80 Prozent der betroffenen Straßenabschnitte signifikant gesenkt wurden. Dies geschah oft sogar ohne bauliche Maßnahmen oder Radarkontrollen. Laut einer Analyse des Umweltbundesamtes gibt es positive Auswirkungen von Tempo-30-Zonen, die auf die Qualität des Verkehrsflusses und das subjektive Empfinden der Anwohner abzielen. In Städten wie Göttingen, Halle und Ravensburg wurde der Einfluss von Tempo 30 auf Lärm und Luftschadstoffe untersucht und als vorteilhaft erachtet.
Initiativen und Änderungen
Umweltaktivisten fordern flächendeckende Tempo-30-Zonen zur Verbesserung der Sicherheit, Verringerung von Lärm und Reduktion von Schadstoffen. In Deutschland existieren bislang nur vereinzelt Tempo-30-Zonen, in den meisten Fällen jedoch nur auf kurzen Strecken oder zu bestimmten Zeiten. Aktuell liegt die Regelgeschwindigkeit innerorts bei 50 km/h, was seit 1957 unverändert ist.
Die Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ hat über 500 Städte, Gemeinden und Landkreise zusammengebracht, ein Drittel der Bevölkerung vertretend. Diese fordert mehr Mitspracherechte bei der Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen, während der Deutsche Städtetag die Idee unterstützt, dass Kommunen die Kompetenz besitzen sollten, Tempo 30 dort anzuordnen, wo es sinnvoll erscheint. Gesetzliche Hürden und die Notwendigkeit von Änderungen der Straßenverkehrsordnung hemmen jedoch diesen Prozess.
Zusammenfassend bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Berliner Senat in der kommenden Woche treffen wird. Der Input von verschiedenen Stellen und die Erfahrungen der betroffenen Anwohner könnten entscheidend sein für die Zukunft der Tempo-30-Zonen in der Hauptstadt.