Anne Helm: Aufgeben nach Drohungen? Linke Fraktionschefin zieht Bilanz
Anne Helm, Co-Fraktionsvorsitzende der Linken, tritt 2026 nicht zur Wahl an. Sie reflektiert über politische Herausforderungen und bedrohte Sicherheit.

Anne Helm: Aufgeben nach Drohungen? Linke Fraktionschefin zieht Bilanz
Anne Helm, die Co-Fraktionsvorsitzende der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, hat bekannt gegeben, dass sie im Jahr 2026 nicht mehr zur Wahl antreten wird. In einem Gespräch mit rbb24 äußerte sie, dass sie lange über diese Entscheidung nachgedacht habe. Die letzten fünf Jahre empfand Helm als sehr herausfordernd und stellt infrage, ob der Beruf noch mit ihrem Selbstbild übereinstimmt. Sie kann sich durchaus andere Lebenswege vorstellen und behält sich vor, weiterhin ehrenamtlich tätig zu sein, sollte sie dies wünschen. Helm trat 2016 der Linken bei und wurde noch im selben Jahr ins Abgeordnetenhaus gewählt.
Vor ihrem Wechsel zur Linken war sie fünf Jahre lang Mitglied der Piratenpartei, wo sie sich besonders für die Rechte von Migranten und Frauen einsetzte. Dies war nicht immer einfach, denn Helm steht seit geraumer Zeit im Visier der rechten Szene und hat zahlreiche Drohungen erhalten. Dies berichtet die Berliner Zeitung. Drohbriefe mit der Signatur „NSU 2.0“ geben Aufschluss über die Gefahren, die für sie bestehen, und zeigen die brutalen Methoden, die rechtsextreme Akteure verwenden. Der Haupttäter soll mit 115 Drohungen in Verbindung stehen und Helm äußert, dass sie sich ernsthaft unter Beobachtung fühle.
Politische Karriere und Herausforderungen
Helm ist seit 2022 Fraktionsvorsitzende der Berliner Linken. Ihren politischen Werdegang begann sie 2011 bei der Piratenpartei in Neukölln. Während ihrer Laufbahn hatte sie auch mit massiven öffentlichen Reaktionen zu kämpfen, insbesondere als sie 2014 für eine Äußerung zur Bombardierung von Dresden kritisiert wurde. Die auf sie zielenden Drohungen tragen zur Komplexität ihrer Situation bei. Die Polizeiarbeit in diesem Kontext empfindet sie als unzureichend, worauf sie in mehreren Interviews hingewiesen hat. In ihrer Wahrnehmung kämpften die Sicherheitskräfte oft gegen einen Druck, Ermittlungsergebnisse zu liefern, was das Gefühl der Unsicherheit verstärkte.
Mit über 30 Jahren Erfahrung als Synchronsprecherin hat Helm eine interessante Kombination aus künstlerischer und politischer Karriere. Sie ist die deutsche Stimme von bekannten Schauspielerinnen wie Margot Robbie und Michelle Dockery. Ihre Entscheidung, sich zurückzuziehen, hat mehrere Reaktionen ausgelöst, da sie als eine starke Stimme gegen Rechtsextremismus galt.
Kontext des Antifeminismus
Helms Engagement gegen rechtsextreme Strömungen fügt sich in einen größeren gesellschaftlichen Kontext ein. Wie auf der Webseite von TERRE DES FEMMES berichtet wird, gibt es einen zunehmenden Einfluss von Rechtspopulismus und -extremismus, der feministischen Ideen entgegenwirkt. Dieser Trend zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern ist auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten.
Antifeministische Akteure propagieren rückständige Rollenbilder und die AfD beispielsweise stellt sich als vermeintliche Verteidigerin von Frauenrechten dar, ignoriert jedoch gleichzeitig ernste Themen wie häusliche Gewalt. Diese Dynamiken, gepaart mit den persönlichen Erfahrungen von Politikerinnen wie Helm, verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen viele Frauen in der heutigen politischen Landschaft stehen.
Helm betont, dass ihre Erfahrungen mit Drohungen und den damit verbundenen Konsequenzen ernstgenommen werden müssen. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Wege sie nach ihrem Rückzug aus der aktiven Politik beschreiten wird, während sie weiterhin ein Teil des politischen Diskurses bleiben könnte, insbesondere in Bezug auf antifeministische Angriffe und rechtsextreme Bedrohungen.