Berlin Aktuell

Frauenpower in der Müllabfuhr: Auf dem Weg zu mehr Frauen in einem von Männern dominierten Beruf

Frauen erobern die Müllwerkerbranche – Eine neue Ära bei der Berliner Stadtreinigung (BSR)

Franziska Schmidt, Müllwerkerin bei der Berliner Stadtreinigung (BSR), ist eine Expertin in Sachen Müll. Seit fünf Jahren arbeitet sie in dieser männerdominierten Branche und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Müllaufkommen in Berlin zu bewältigen. Zusammen mit 26 anderen Frauen und Hunderten von Männern arbeitet sie an vorderster Front in diesem schmutzigen und anspruchsvollen Job. Die BSR-Sprecherin Susanne Jagenburg berichtet stolz, dass sie mit den weiblichen Mitarbeitern sehr zufrieden ist und gerne noch mehr Frauen einstellen würde.

Um mehr Frauen für den Beruf der Müllwerkerin zu gewinnen, veranstaltet die BSR regelmäßig Schnuppertage auf ihrem Betriebshof in Schmargendorf. Bei einem solchen Termin informiert Franziska Schmidt gemeinsam mit ihren Kollegen die etwa drei Dutzend interessierten Frauen über den Job. Auffällig ist, dass diese Frauen alle sehr attraktiv und zwischen 30 und 40 Jahre alt sind. Franziska Schmidt beantwortet geduldig alle Fragen und sorgt für Aufklärung über ihre Arbeit, bei der sie täglich rund 1,3 Millionen Tonnen Hausmüll bewältigen müssen.

Eine der interessierten Frauen ist Angelique Baumer. Sie ist bereits an stinkende Gerüche gewöhnt, da sie täglich ein Kind wickelt. Aktuell arbeitet sie im Supermarkt, doch aufgrund der nicht familienkompatiblen Arbeitszeiten sucht sie nach einer neuen beruflichen Herausforderung. An ihrem aktuellen Arbeitsplatz stinkt es schließlich auch, doch sie lässt sich davon nicht abschrecken. Franziska Schmidt und Angelique Baumer tauschen ihr Wissen über stinkende Abfälle und Maden aus, während Franziska Schmidt ihre gepflegten und ordentlichen Hände präsentiert.

Die Entscheidung der BSR, Frauen als Müllwerkerinnen einzustellen, fiel erst vor fünf Jahren. Die Pressesprecherin des Unternehmens kann nicht genau sagen, warum es so lange gedauert hat, obwohl die Kompetenz für diese Art von Arbeit bei Frauen zweifellos vorhanden ist. Marcel Jäger, Mitglied des BSR-Personalrats, bringt die Geschlechterfrage auf den Punkt: "Wer kann - warum nicht?". Zwar habe es einige Startschwierigkeiten zwischen den neuen und den älteren Mitarbeitern gegeben, doch nach einer Umstrukturierung der Teams hätten sich die Unstimmigkeiten schnell gelegt.

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Franziska Schmidt war von Anfang an dabei, als die ersten 15 Müllwerkerinnen im Jahr 2018 eingestellt wurden. Ein Kollege hatte anfangs Zweifel, ob sie den Job schaffen würde. Doch mittlerweile ist er beeindruckt von ihrer Leistung. Franziska Schmidt freut sich über diese offene Anerkennung und betont, dass es ihr Traumjob sei. Sie liebt es, an der frischen Luft zu arbeiten und körperlich aktive Arbeit zu leisten. Zudem schätzt sie den kameradschaftlichen Umgangston unter den Kollegen.

Die Arbeit beginnt montags bis freitags um 5.30 Uhr auf dem Betriebshof, von dem aus die Müllwagen starten. Zusammen mit einem Fahrer und zwei weiteren Mitarbeitern sammeln sie den Müll in den Behältern ein. Für Franziska Schmidt war es anfangs schwierig, sich an diesen frühen Arbeitsbeginn zu gewöhnen, da sie zuvor nachts als Türsteherin gearbeitet hatte. Doch sie erkannte, dass sie nicht ihr ganzes Leben lang in diesem Rhythmus weiterarbeiten konnte. Als sie im Radio von der Suche nach Müllwerkerinnen erfuhr, war sie sofort begeistert und bewarb sich.

Wer Müllwerkerin werden möchte, braucht definitiv körperliche Stärke. Obwohl man es Franziska Schmidt nicht ansieht, ist sie stark genug für diese anspruchsvolle Arbeit. Marcel Jäger betont, dass es sich um einen schweren Beruf handelt. Die Schicht dauert sieben bis acht Stunden und beinhaltet das Hinauf- und Hinabwuchten von 240-Liter-Behältern, die bis zu 80 Kilo wiegen, sowie von 120-Liter-Tonnen, die bis zu 50 Kilo wiegen. Jeden Tag legen die Müllwerkerinnen und Müllwerker etwa zwölf bis fünfzehn Kilometer zurück, unabhängig von den Wetterbedingungen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, sich mit den Bürgern auseinanderzusetzen. Oft stehen die Müllwerkerinnen und Müllwerker vor parkenden Autos, da dies oft der einzig mögliche Platz ist. Doch dies führt immer öfter zu ungeduldigen Äußerungen und Beschimpfungen seitens der Passanten. Manche Autofahrer blockieren den Gehweg, um Platz zum Rangieren zu schaffen, was ein großes Risiko für Fußgänger darstellt. Marcel Jäger wünscht sich mehr Verständnis von Seiten der Bürger.

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Trotz einiger Herausforderungen erfahren die Müllwerkerinnen und Müllwerker jedoch auch viel Wertschätzung. Besonders Kinder und Hunde freuen sich oft, wenn sie das Müllfahrzeug sehen und sehen die Müllwerkerinnen und Müllwerker als Helden an.

Wer den Einstellungstest besteht, der Fitnessübungen wie Rudern, Crosstrainer und Bauchpresse beinhaltet, kann mit einem Gehalt von 3.150 Euro brutto starten. Zudem ist es erlaubt und üblich, den Mitarbeitern der BSR Trinkgeld in Höhe von fünf Euro zu geben.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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