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Berlin: Ehemalige Filiale der Berliner Kaffeerösterei am Stuttgarter Platz wird als „Millionengrab“ bezeichnet

Die Berliner Kaffeerösterei hat ihre ehemalige Filiale am Stuttgarter Platz in Charlottenburg geschlossen. Andreas Giest, der CEO des Unternehmens, bezeichnet das Café als "Millionengrab". Bereits drei Jahre nach der Eröffnung musste die Filiale aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schließen. Der Kaffeehauschef gibt zu verstehen, dass der Mangel an Kundenangeboten nicht das Problem gewesen sei. Vielmehr sei die gesamte Firma aufgrund der Coronavirus-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Investitionsbank Berlin (IBB) lehnte jegliche finanzielle Corona-Hilfe des Bundes und des Landes ab, was letztendlich zur Aufgabe des unrentablen Standorts am Stuttgarter Platz führte.

Giest zeigt Verständnis für die Entscheidung der Banken, bedauert jedoch den Zeitpunkt der Schließung, da der Umsatz der Filiale im Sommer 2022 erstmals "knapp an der Profitabilitätsgrenze" lag. Innerhalb eines weiteren Jahres wäre es wahrscheinlich gewesen, dass der Standort profitabel geworden wäre. Die monatlichen Betriebskosten beliefen sich allein auf 50.000 Euro, zuzüglich der Löhne und anderer Ausgaben.

Die Coronakrise erwies sich als großes Problem für Giest und sein Unternehmen. Während der Lockdowns mussten alle Filialen geschlossen werden und auch danach war eine reduzierte Anzahl an Sitzplätzen erforderlich. Wenn das Café am Stuttgarter Platz ein eigenständiges Unternehmen gewesen wäre, hätte es staatliche Corona-Hilfen erhalten können, da ein Umsatzrückgang von 30 Prozent erfüllt gewesen wäre. Da die Berliner Kaffeerösterei jedoch eine Unternehmensgruppe ist, sank der Umsatz insgesamt nicht um 30 Prozent, weshalb die IBB den Antrag auf Hilfsgelder ablehnte. Ein Teil der Verluste in der Gastronomie konnte jedoch durch erhöhte Lieferungen an Supermarktketten und mehr Verkäufe im eigenen Online-Shop ausgeglichen werden.

Giest bemühte sich später um Mittel aus dem Härtefallfonds. Allerdings wies die IBB auch den entsprechenden Antrag der Berliner Kaffeerösterei zurück. Giest glaubt, dass dies nicht unbedingt nur an der Bank selbst lag, sondern dass sich das Land Berlin den 50-prozentigen Anteil, den es zur Aufstockung der Bundesmittel im Härtefallfonds hätte beitragen müssen, sparen wollte. Giest hat die IBB inzwischen verklagt und einen Gesamtschaden von vier Millionen Euro geltend gemacht. Das Gerichtsverfahren soll im November beginnen.

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Giest betont, dass sein Problem kein Einzelfall sei. Auch andere Berliner Unternehmen seien mit Anträgen auf Härtefallhilfe gescheitert. Die Berliner Kaffeerösterei wurde 1999 von Andreas Giest und seinem Vater gegründet. Neben dem Stammhaus in Wilmersdorf betreibt das Unternehmen eine Filiale in Mitte sowie mehrere Franchise-Betriebe. In Moabit gibt es seit 2017 eine Produktionsstätte. Insgesamt beschäftigt das Familienunternehmen fast 150 Mitarbeiter. Laut Giest befindet sich das Unternehmen nach der Pandemie wieder im Aufschwung.

Die Zukunft des leeren Cafés am Stuttgarter Platz bleibt ungewiss. Das Gebäude gehört einer Berliner Immobilienfirma, die derzeit mit verschiedenen potenziellen Mietern verhandelt.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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