Neues Schwimmbad in Hellersdorf: SEZ-Relikte sollen wieder sprudeln!

Marzahn-Hellersdorf, Deutschland - Die Diskussion um die Zukunft des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Marzahn-Hellersdorf nimmt zunehmend an Fahrt auf. CDU-Politiker Christian Gräff hat einen Vorschlag unterbreitet, der für Aufsehen sorgt: Teile des historischen SEZ, das 1981 eröffnet wurde und als größter multifunktionaler Gebäudekomplex für Sport und Freizeit galt, sollen als Bauschmuck für ein neues Schwimmbad verwendet werden. Gräff bezeichnete diese Idee als „charmant“ und betonte die historische Bedeutung des SEZ für die Region.
Das SEZ zog zu Glanzzeiten bis zu 15.000 Besucher täglich an und bot vielseitige Freizeitmöglichkeiten wie Schwimmen, Billard, Eislaufen und Skaten. Nach der Wende kam es jedoch zu einem drastischen Rückgang der Nutzung, was größtenteils auf die Schließung im Jahr 2002 und der anschließenden Privatisierung zurückzuführen ist. Ein Leipziger Investor erwarb das SEZ 2003 für einen Euro, erfüllte jedoch die Auflage, das Schwimmbad wieder zu eröffnen, nicht. Daraufhin verfiel das Gebäude zusehends, und der Investor verlor einen Rechtsstreit mit dem Land, wodurch das SEZ wieder in den Besitz Berlins überging.
Die Pläne für das neue Freibad
In der aktuellen Diskussion ist klar, dass eine Wiederinbetriebnahme des SEZ nicht sinnvoll erscheint, da die Sanierung zu kostspielig wäre. Stattdessen wird beabsichtigt, Elemente des SEZ in das geplante neue Bad im Jelena-Šantić-Friedenspark zu integrieren. Besonders bemerkenswert ist, dass Marzahn-Hellersdorf der einzige Berliner Bezirk ohne Freibad ist. Ursprünglich war ein Kombibad vorgesehen, doch die momentane Investitionsplanung sieht lediglich eine Schwimmhalle ohne Außenbecken vor. Das Bezirksamt fordert jedoch, dass die neue Anlage auch ein Freibad umfassen sollte, um der Bevölkerung ein volles Freizeitangebot zu bieten.
Laut dem weit fortgeschrittenen Bebauungsplan 10-118 für das Multifunktionsbad soll die neue Einrichtung einen Teil der sozialen Infrastruktur wiederherstellen, die seit der Schließung des SEZ stark zurückgegangen ist. Die frühere Bedeutung des SEZ als sozialer Treffpunkt und Freizeitort wird immer wieder betont, nicht zuletzt von Initiativen, die den Abriss kritisieren.
Widerstand gegen den Abriss
Die geplanten Abrissmaßnahmen des SEZ stehen unter scharfer Kritik. Anwohner, politische Akteure und verschiedene Initiativen fordern den Erhalt des Gebäudes und argumentieren, dass der Abbau sozialer Infrastruktur einen unzureichenden Umgang mit der Berliner Stadtgeschichte darstellt. Ein alternatives Nutzungskonzept sieht vor, das SEZ teilweise zu erhalten, während gleichzeitig Wohnraum und eine Schule entstehen. Der Berliner Senat plant auf dem Areal des SEZ 500 Wohnungen sowie eine Schule, wobei etwa 30 Prozent der Wohnungen für einkommensschwächere Haushalte reserviert werden sollen.
Die dezidierte Ablehnung eines geforderten fünfjährigen Moratoriums zur Prüfung alternativer Nutzungsmöglichkeiten zeigt die Spannungen zwischen den Interessen von Investoren und den Bedürfnissen der Bevölkerung. Kritiker, darunter die Initiative „SEZ für alle!“, verlangen eine Überprüfung der Abrisspläne und betonen die kulturelle Bedeutung des Gebäudes. Außerdem wird das SEZ als architektonische Ikone der DDR angesehen, dessen Erhalt nicht nur aus historischen, sondern auch aus sozialen Gründen von Bedeutung ist.
Inmitten dieser Diskussionen bleibt unklar, wie die Berliner Stadtentwicklung mit der Herausforderung umgehen wird, soziale und kulturelle Werte in der modernen Infrastrukturplanung zu berücksichtigen. Das Vorhaben, das SEZ abzureißen und durch neue Bauprojekte zu ersetzen, wird auch als symbolischer Akt der Vernichtung historischer Strukturen wahrgenommen. In einer Zeit, in der die Berliner Bevölkerung stetig wächst, jedoch gleichzeitig bestehende Freizeitangebote nicht adäquat erweitert werden, steht die Frage im Raum, wie die Stadt ihre soziale Infrastruktur zukunftsorientiert gestalten kann.
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Ort | Marzahn-Hellersdorf, Deutschland |
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