Mitte feiert Umbenennung: Mohrenstraße wird Anton-Wilhelm-Amo-Straße!
Mitte feiert Umbenennung: Mohrenstraße wird Anton-Wilhelm-Amo-Straße!
Anton-Wilhelm-Amo-Straße, 10115 Berlin, Deutschland - Heute wurde eine historische Entscheidung bezüglich der Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin umgesetzt. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger informierte in einer Pressemitteilung, dass die Straße nun den Namen Anton-Wilhelm-Amo-Straße tragen wird. Dies geschah im Einklang mit der Ablehnung eines Antrags auf Zulassung der Berufung durch das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 6. Juli 2023 ist damit rechtskräftig und die Umbenennung kann endgültig vollzogen werden. Dies stellt einen wichtigen Schritt in der Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit dar, wie Remlinger betont.
Für viele, insbesondere in der Schwarzen Community Berlins, wird der Begriff „Mohr“ als rassistisch und entmenschlichend wahrgenommen. Die Umbenennung ist nicht nur eine Reaktion auf diese Wahrnehmung, sondern auch eine klare Positionierung gegen diskriminierende Bezeichnungen. Remlinger äußerte ihre Erleichterung über den Beschluss und sieht die Umbenennung als Fortschritt im Umgang mit der kolonialen Geschichte Deutschlands.
Der Philosoph Anton Wilhelm Amo
Anton Wilhelm Amo, der Namensgeber der ehemaligen Mohrenstraße, wurde um 1703 im heutigen Ghana geboren und nach Deutschland verschleppt. Er gilt als der erste bekannte afrikanische Philosoph und Rechtswissenschaftler in Deutschland. Die Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte hatte bereits im August 2020 mehrheitlich für die Umbenennung gestimmt, mit der Begründung, dass der alte Name „diskriminierend ist und dem Ansehen Berlins schadet“.
Die Umbenennung wurde im April 2021 durch das Bezirksamt in die Wege geleitet, nachdem zuvor Klagen von Anwohnern gegen diese Entscheidung abgewiesen wurden. Die gerichtliche Kontrolle bei solchen Anfechtungsklagen ist stark eingeschränkt, und das Oberverwaltungsgericht stellte fest, dass Straßenumbenennungen Allgemeinverfügungen im öffentlichen Interesse sind. Ihr aktueller Beschluss ist somit unanfechtbar, was positive Rückmeldungen über diese Entscheidung zur Folge hatte.
Der gesellschaftliche Kontext
Die Umbenennung der Mohrenstraße steht im Kontext einer breiteren Debatte über den Umgang mit dem kolonialen Erbe in Deutschland. In verschiedenen Berliner Bezirken finden ähnliche Diskussionen statt. So hat die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung kürzlich der Umbenennung einer Straße, die nach Hermann von Wissmann benannt ist, zugestimmt. Dieser Trend wird von Wissenschaftlern wie der Afrikanistin Marianne Bechhaus-Gerst unterstützt, die betont, dass Straßen, die Kolonialverbrecher ehren, nicht länger bestehen bleiben sollten.
Bechhaus-Gerst fordert mehr Bildungsangebote über die koloniale Geschichte, da viele Menschen, insbesondere in Schulen, nicht ausreichend informiert werden. Sie schlägt zudem vor, zusätzliche Tafeln an Straßenschildern anzubringen, um die koloniale Vergangenheit zu reflektieren. Ein positiver Bewusstseinswandel in der Gesellschaft sei erkennbar, es bedarf jedoch nachhaltiger Gespräche und Lösungen, um das Thema Diskriminierung und Rassismus nachhaltig zu verändern.
Im Austausch mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) und Each One Teach One (EOTO) e.V., plant das Bezirksamt eine feierliche Einweihung der Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Dies ist ein weiteres Zeichen für den fortschreitenden Wandel im Umgang mit der Geschichte und Identität Berlins.
Die umstrittene Debatte über Straßenumbenennungen ist noch lange nicht abgeschlossen, doch die Umbenennung der Mohrenstraße zu Anton-Wilhelm-Amo-Straße könnte als Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung von kolonialem Erbe und Rassismus in Deutschland gesehen werden.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die folgenden Artikel: Berlin.de, ZDF Heute, rbb24.
Details | |
---|---|
Ort | Anton-Wilhelm-Amo-Straße, 10115 Berlin, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)