80 Jahre Frieden: Tempelhof-Schöneberg ehrt die Opfer des Krieges!

Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann würdigte in Levallois-Perret die Opfer des Faschismus anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes.
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann würdigte in Levallois-Perret die Opfer des Faschismus anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes. (Symbolbild/Mein Berlin)

Levallois-Perret, Frankreich - Am 8. Mai 2025 reiste der Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann auf Einladung von Bürgermeisterin Agnes Pottier-Dumas nach Levallois-Perret, Frankreich. Anlass war die Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Diese Zeremonie begann am Zentralfriedhof von Levallois, wo Kränze am Denkmal für die Opfer des Faschismus niedergelegt wurden, einschließlich eines Kranzes für Tempelhof-Schöneberg. Das Gedenken fand seinen Höhepunkt im gemeinsamen Singen der Marseillaise.

Im Anschluss an die Zeremonie folgte ein rund zweistündiger Rundgang durch das Stadtzentrum. An diesem Rundgang nahmen Vertreter_innen aus Politik, Verwaltung, Militär, Kinder- und Jugendparlament sowie zahlreiche Veteran_innen teil. Die Veranstaltung war ein symbolisches Zeichen für die enge deutsch-französische Freundschaft, die sowohl Bürgermeisterin Pottier-Dumas als auch Bezirksbürgermeister Oltmann als Grundlage für die europäische Verständigung herausstellten.

Die Erinnerungskultur in Deutschland und Frankreich

Die Gedenktage des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind in Deutschland und Frankreich miteinander verknüpft, jedoch geprägt von unterschiedlichen Erinnerungen und historischen Narrativen. Wie in einem Bericht von Chemins de Mémoire dargelegt wird, sind die Gedenken an den Ersten Weltkrieg oft von den Geschichten der tapferen Soldaten dominiert, während die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg unausweichlich mit den schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit verbunden ist.

In Deutschland hat die Anerkennung der nationalsozialistischen Verbrechen seit den 1970er Jahren an Bedeutung gewonnen. Gedenktage wie der 8. Mai sind in Deutschland lange umstritten gewesen; Richard von Weizsäcker erklärte 1985 den Tag als „Tag der Befreiung“. Im Gegensatz dazu wird im französischen Gedächtnis oft die Niederlage und die Kollaboration während des Krieges verschleiert.

Erinnerungsstätten und Aufarbeitung

Ein bemerkenswertes Beispiel für die gedenkpolitischen Bemühungen in Deutschland ist die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle. Diese Stätte erinnert an die Deportation von Juden aus Frankfurt am Main während des Nationalsozialismus. Zwischen Oktober 1941 und September 1942 wurden dort etwa 10.050 Menschen bei zehn Massendeportationen vom Bahnhof Großmarkthalle deportiert. Nur 179 von ihnen überlebten den Zweiten Weltkrieg.

Die Stadt Frankfurt am Main hat in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank und der Jüdischen Gemeinde eine Erinnerungsstätte geplant, die 2015 eröffnet wurde. Diese erinnert nicht nur an die Ermordung der Juden, sondern informiert auch über die begangenen Verbrechen. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro KatzKaiser und enthält Zitate von ermordeten Frankfurter Bürgern. Diese Zitate sind sowohl im Kellerbereich als auch im Außenbereich der EZB eingeschrieben und thematisieren den Ablauf der Deportationen sowie die Emotionen der Betroffenen.

In Frankfurt sind die Geschichten von 12.820 ermordeten Juden dokumentiert, von denen 10.231 mit der Bahn deportiert wurden. Der öffentlich zugängliche Bereich der Erinnerungsstätte bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Dimensionen des Verbrechens nachzuvollziehen.

Insgesamt verdeutlicht die Gedenkveranstaltung in Levallois-Perret und die aktuellen Gedenkinitiativen in Deutschland den Wert der Erinnerungskultur und deren Rolle in der politischen Landschaft beider Länder. Die deutsch-französische Freundschaft wird durch solche gemeinsamen Gedenkfeiern gestärkt und kann als Modell für die Überwindung historischer Konflikte angesehen werden.

Der 8. Mai und ähnliche Gedenktage sind nicht nur eine Gelegenheit, der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch eine Chance, an die Bedeutung des Friedens und der europäischen Einigung zu erinnern. Wie Angela Merkel 2009 bei der Entzündung der ewigen Gedenkflamme des unbekannten Soldaten betonte, ist das Gedenken ein zentraler Bestandteil zukünftiger politischer Beziehungen.

Zusammenfassend zeigt dieser Ansatz, dass das Gedenken an die Schrecken der Vergangenheit in der heutigen Zeit als Teil eines größeren Projekts zur Schaffung eines vereinten und friedlichen Europas gesehen werden kann.

Für weiterführende Informationen zur Gedenkveranstaltung in Levallois-Perret lesen Sie den Artikel auf Berlin.de. Weitere Details zur Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle finden Sie auf Wikipedia. Informationen über gemeinsamen Gedenkfeiern gibt es auf Chemins de Mémoire.

Details
Ort Levallois-Perret, Frankreich
Quellen