Im Vorfeld des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 2025 gibt es sowohl in Berlin als auch auf politischer Ebene hitzige Diskussionen über die Teilnahme russischer Vertreter an Gedenkveranstaltungen. Das Bezirksamt Treptow hat nun entschieden, dass es nicht einschreiten wird, wenn russische Diplomaten bei den Feierlichkeiten im Bezirk anwesend sind. Dies geschieht trotz einer Empfehlung des Auswärtigen Amtes, die von einem generellen Ausschluss dieser Vertreter auf centralen Gedenkveranstaltungen abrät.
Die Sprecherin des Bezirksamts betont die historische Rolle der Sowjetunion bei der Befreiung Deutschlands und Europas vom Nationalsozialismus. Diese Entscheidung steht in direktem Widerspruch zu den Überlegungen, die ein politisches Einwirken auf die Gedenkveranstaltungen verhindern wollen, um eine Instrumentalisierung durch Russland und eine Verbindung mit dem aktuellen Konflikt in der Ukraine auszuschließen. Das Auswärtige Amt äußerte sich besorgt, dass die Feierlichkeiten möglicherweise von russischer Seite genutzt werden könnten.
Politik und Empörung
Das Auswärtige Amt rät dazu, keine russischen oder belarussischen Vertreter zu den Gedenkveranstaltungen einzuladen, um eine mögliche politische Instrumentalisierung der Erinnerung zu verhindern. In einer Stellungnahme wurde darauf hingewiesen, dass Präsident Putin die Erinnerung an die Opfer missbrauche. Die russische Botschaft in Deutschland reagierte empört und bezeichnete diese Empfehlung als „äußerst bedauerlich“. Sie betont, dass der 8. Mai für die Völker der ehemaligen Sowjetunion ein heiliger Tag sei, an dem der 27 Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg gedacht werde. Dies umfasst nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer und Bürger anderer Nationalitäten, die als sowjetische Opfer gelten, aber von verschiedenen Regierungen unterschiedlich wahrgenommen werden.
Oberstes Ziel des Bundes ist es, die Botschafter von Russland und Belarus von der zentralen Gedenkfeier am 8. Mai auszuschließen. Parlamentarpräsidentin Julia Klöckner hat diese Vertreter nicht eingeladen, und auch der Bundestag unterstützt diese Ausschlüsse, um die Integrität der Gedenkveranstaltungen zu schützen. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev befürwortet diese Entscheidung.
Reduzierte Teilnahme und Gedenken
In Treptow, Tiergarten und Schönholz sind Gedenkveranstaltungen angesetzt. Es wird erwartet, dass der russische Botschafter Sergej Netschajew an den Feierlichkeiten im Tiergarten und im Treptower Park teilnehmen wird, während der ukrainische Botschafter diese Orte meiden wird. Trotz der Empfehlungen des Auswärtigen Amtes betont die russische Botschaft, dass sie keine spezielle Einladung benötige, um an den öffentlich zugänglichen Gedenkveranstaltungen teilzunehmen.
Die Debatte um den legitimen Platz für russische Vertreter in diesen Gedenkveranstaltungen ist besonders brisant, da der Konflikt in der Ukraine die historischen Bezüge und die gemeinsame Geschichte zwischen Russen und Ukrainern stark belastet hat. Ein gemeinsames Gedenken, das in der Vergangenheit stattfand, existiert heute nicht mehr.
Insgesamt bleibt die Situation rund um die Gedenkveranstaltungen für den 8. Mai 2025 angespannt. Sowohl die politische Dimension als auch die emotionalen Bezüge zu den Opfern des Krieges werfen komplexe Fragen auf, die noch lange nicht beantwortet sind. Der Umgang mit dieser Erinnerung wird die politischen Debatten in Deutschland nachhaltig beeinflussen.
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