Kunst trifft Geschichte: Passfotos unter Zwang im Fokus der Galerie

Kunst trifft Geschichte: Passfotos unter Zwang im Fokus der Galerie
Galerie Adlershof, 12489 Berlin, Deutschland - Am Samstag, dem 5. Juli 2025, um 16:00 Uhr, findet in der Galerie Adlershof ein bemerkenswertes Gespräch zwischen Dr. Britta Lange, einer Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, und dem Künstler Benedikt Terwiel statt. Anlass ist die Installation „Umschlag vom Guten zum Schlechten oder andersherum“, die derzeit im Rahmen der Ausstellung „Spiel mit Feuer“ zu sehen ist, die noch bis zum 16. August 2025 in der Galerie dauert. Terwiels Werk basiert auf einem ungewöhnlichen Flohmarktfund: einem Archiv über Waffen, welches er im September 2022 auf einem Berliner Flohmarkt entdeckte. Dieses Archiv besteht aus einer fotografischen Amateursammlung, die von Männern der Nachkriegsgeneration zusammengestellt wurde und Bilder aus Fachzeitschriften, Büchern sowie von Reisen zu Waffenmessen und Museen enthält.
Ein zentraler Teil der Veranstaltung wird die Präsentation von Britta Langes Forschung zu ihrem aktuellen Buch „Passfotos unter Zwang. Deutsche Fotopolitik im Ersten Weltkrieg“ sein. In dieser Publikation beleuchtet Lange die Geschichte des Zwangs zum Bild, insbesondere in den Gebieten, die das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs besetzte. Die Themenbereiche, die sie behandelt, sind Verwaltung, Schematisierung, Öffentlichkeit, Privatheit, Erinnerung sowie die Geschichte und Katalogisierung als Formen der Aneignung.
Der Passzwang im Ersten Weltkrieg
Langes Buch untersucht den Passzwang, der während des Ersten Weltkriegs in besetzten Gebieten wie Nordfrankreich, Belgien, Polen und OberOst eingeführt wurde. Während im Deutschen Reich nur für die Ausreise ein Ausweisdokument erforderlich war, mussten in den besetzten Regionen alle Personen einen deutschen Pass mit Lichtbild anfertigen lassen. Dieses Vorgehen führte ab 1915 zur Entstehung von Millionen von Passfotografien, die unter Zwang gefertigt wurden. Deutsche „Passkommandos“ fotografierten die Menschen in Gruppen von fünf bis zehn Personen, die später in Einzelfotos auseinandergeschnitten wurden. Dieses Verfahren diente nicht nur der Dokumentation, sondern auch der Demonstration der Kontrollmacht des deutschen Staates.
Ein innovativer Aspekt war die Entwicklung des speziellen Bildformats der Passfotos, welches erst eigens geschaffen werden musste. Britta Lange präsentiert in ihrer Publikation nicht nur historische Kontexte, sondern auch zwei künstlerische Positionen, die durch die Arbeit von Józef Rapacki und Juozas Šilietis verkörpert werden.
Diese Diskussionsrunde am 5. Juli verspricht sowohl einen tiefen Einblick in die Kunst von Benedikt Terwiel als auch spannende Perspektiven auf die aufschlussreiche Forschung von Dr. Britta Lange zur Passfotografie unter Zwang. Die Besucher der Galerie Adlershof sind eingeladen, sich an diesem Dialog über Kunst und Geschichte zu beteiligen.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zu den behandelten Themen finden Interessierte in der Pressemitteilung des Bezirksamts Treptow-Köpenick, die am berlin.de veröffentlicht wurde. Auch das Buch „Passfotos unter Zwang“ ist auf overdrive.com und lesejury.de erhältlich.
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Ort | Galerie Adlershof, 12489 Berlin, Deutschland |
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