Tragödien und Hoffnung: Gnaudschuns bewegende Fotos aus Onna

Erleben Sie die berührende Ausstellung "Stimmen, die sich suchen" von Fotograf Göran Gnaudschun im Haus am Lützowplatz, Berlin, bis 24. August 2025.
Erleben Sie die berührende Ausstellung "Stimmen, die sich suchen" von Fotograf Göran Gnaudschun im Haus am Lützowplatz, Berlin, bis 24. August 2025. (Symbolbild/MB)

Tragödien und Hoffnung: Gnaudschuns bewegende Fotos aus Onna

Haus am Lützowplatz, 10785 Berlin, Deutschland - Die Ausstellung „Stimmen, die sich suchen“ von Fotograf Göran Gnaudschun präsentiert eindrucksvolle Porträts aus dem italienischen Dorf Onna. Diese Schau, die bis zum 24. August 2025 im Haus am Lützowplatz in Berlin-Schöneberg zu sehen ist, beleuchtet die tragischen Ereignisse, die das Dorf prägten. RBB24 berichtet, dass Onna 1944 von Wehrmachtssoldaten heimgesucht wurde, welche ein Massaker verübten, während das Dorf 2009 durch ein verheerendes Erdbeben nahezu vollständig zerstört wurde.

Gnaudschun hat sich intensiv mit der Geschichte und den Bewohnern von Onna auseinandergesetzt. Nach dem Erdbeben, bei dem 40 der etwa 300 Dorfbewohner starben, besuchte er das Dorf neun Jahre später und fand es noch als Ruinenfeld vor. Er bat die Dorfbewohner um Erlaubnis, sie zu porträtieren, was zu einer tiefen emotionalen Dokumentation der Trauer und Widerstandskraft führte. Ein Beispiel in der Ausstellung ist die Geschichte von Dora, die sowohl 1944 als auch 2009 verschüttet wurde. Gnaudschun selbst betont, dass die Ausstellung keinen dokumentarischen Anspruch hat, sondern eine Atmosphäre und Assoziationen schaffen möchte.

Das Gedächtnis der Dorfgemeinschaft

Die Erinnerungen und Erfahrungen der Dorfbewohner sind zentral für Gnaudschuns Arbeit. In einem Interview mit dem Goethe-Institut Rom erklärte der Fotograf, dass die Erinnerung an die Opfer des Massakers von 1944 bis heute in Onna lebendig ist. Die Bewohner gedenken ihrer „Märtyrer“ und tragen diese schmerzlichen Geschichten in ihrem kollektiven Gedächtnis. Diese Thematik spiegelt sich auch in der Ausstellung wider, die nicht nur Porträts, sondern auch Landschaften und symbolische Bilder zeigt. Gnaudschun erwähnte, dass die Offenheit der Menschen, ihre traumatischen Erfahrungen zu teilen, ihn tief beeindruckt hat.

In der multikulturellen Kontextualisierung kommen Aspekte der Gedächtnisforschung ins Spiel. Der Artikel auf Academia.edu beleuchtet, wie bestimmte Ereignisse in der kollektiven Erinnerung verankert werden, während andere in Vergessenheit geraten. Transnationale Erinnerungspraktiken haben sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt, und der „memory boom“ zeigte deutlich, wie wichtig die Aufarbeitung von Geschichte für zukünftige Generationen ist. Die Erlebnisse von Onna verdeutlichen diesen Prozess und fordern dazu auf, nicht nur die Vergangenheit zu erinnern, sondern sie aktiv in die Gegenwart zu integrieren.

Die Eröffnung der Ausstellung wird nicht nur als Gedenken an die vergangenen Tragödien betrachtet, sondern auch als ein Schritt zur Stärkung der deutsch-italienischen Beziehungen. Dies wird durch das Engagement des Goethe-Instituts und der Organisation Onna Onlus verstärkt, welche seit Jahren an kulturellen Projekten arbeiten, die über die lokale Geschichte hinausgehen.

Details
OrtHaus am Lützowplatz, 10785 Berlin, Deutschland
Quellen