Tanzkritik in der DDR: Wie der Lipsi scheiterte und die Jugend protestierte

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Erfahren Sie, wie die "1. Tanzmusik-Konferenz Lauchhammer" 1959 die DDR-Kultur prägte und den Lipsi-Tanz ins Leben rief.

Erfahren Sie, wie die "1. Tanzmusik-Konferenz Lauchhammer" 1959 die DDR-Kultur prägte und den Lipsi-Tanz ins Leben rief.
Erfahren Sie, wie die "1. Tanzmusik-Konferenz Lauchhammer" 1959 die DDR-Kultur prägte und den Lipsi-Tanz ins Leben rief.

Tanzkritik in der DDR: Wie der Lipsi scheiterte und die Jugend protestierte

Am 12. Juli 2025 feiert die Recherchetheater-Gruppe Lunatiks die Premiere ihrer neuesten politischen Musikrevue, die sich mit der ersten Tanzmusik-Konferenz Lauchhammer von 1959 in der DDR beschäftigt. Diese Konferenz, die von Walter Ulbricht initiiert wurde, hatte das Ziel, eine sozialistische Unterhaltungsmusik zu entwickeln und gleichzeitig den Einfluss westlicher Musik zu minimieren. Der neu entwickelte Tanzstil „Lipsi“ wurde als deutsches Pendant zum Rock’n’Roll vorgestellt und sollte die Unterhaltungskultur der sozialistischen Republik revolutionieren. Obwohl als Paradebeispiel sozialistischer Nationalkultur betrachtet, fand der Lipsi bei der Jugend in der DDR nur wenig Anklang. Viele Jugendliche protestierten und forderten stattdessen Rock’n’Roll, was zu leeren Tanzflächen und einer schnellen Vergessenheit des Lipsi führte. rbb24 berichtet, dass …

Die Konferenz fand im Januar 1959 statt und wurde von der SED einberufen, um eine neue Unterhaltungskultur zu fördern, die gegen die als dekadent perceived westliche Musik antreten sollte. Der Lipsi sollte den westlichen Tanzstilen wie dem Rock’n’Roll und dem Twist den Rang ablaufen. Der Name „Lipsi“ leitet sich vom lateinischen Namen der Stadt Leipzig ab, wo der Tanz von Rene Dubianski und dem Ehepaar Christa und Helmut Seifert entwickelt wurde. Um den Lipsi populär zu machen, wurde das Lied „Heute tanzen alle jungen Leute Lipsi“ von Helga Brauer veröffentlicht. Dennoch blieb der Tanz ein Misserfolg und verschwand nach wenigen Jahren in der Anekdote der Geschichte. MDR erläutert, dass …

Politische Kontexte und kreative Rebellionen

Die Inszenierung von Lunatiks bezieht das Publikum aktiv ein und bietet Materialien zur Teilnahme, was einen interaktiven Theaterabend verspricht. Fünf Schauspieler:innen schlüpfen in verschiedene Rollen und parodieren die Konferenz, während der zweite Teil die Kunstszene der DDR zwischen 1959 und 1989 beleuchtet. Dabei werden auch bedeutende Ereignisse wie die Ausbürgerung von Wolf Biermann und die staatliche Kontrolle über Musiker:innen thematisiert. So wird die Frage aufgeworfen, ob Kunst und Musik tatsächlich planbar sind, und ob das politische System letztlich scheitert, wenn Künstler:innen aus Protest das Land verlassen. NDR beschreibt, dass …

Die 60er Jahre sahen einen zunehmenden musikalischen Austausch zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Westliche Musik wurde als Bedrohung der sozialistischen Ideale wahrgenommen, und die SED-Regierung forderte von Künstlern, dass sie sich an marxistisch-leninistischen Ideen orientieren. Dies führte zu einer Dissonanz in der Musikszene, wo Künstler zunehmend kreative Rebellion entwickelten, um sich gegen die staatliche Kontrolle zu behaupten.

Somit wird deutlich, dass die Versuche der SED, eine eigene, kontrollierte Musik- und Tanzkultur zu etablieren, zum Teil scheiterten und eine Vielzahl an Fragen und Herausforderungen mit sich brachten – über das Verhältnis von Kunst, Politik und Gesellschaft, die auch heute noch von Bedeutung sind.