Berlin

Skandalöse Kunst über Zwangsprostitution im NS-Staat entfaltet sich in Berlin

Im Dokumentationszentrum für NS-Zwangsarbeit in Schöneweide, Berlin, wird die Kunstinstallation „Missing Female Stories“ von Birgit Szepanski präsentiert. Diese Ausstellung thematisiert die grausamen Verhältnisse der Zwangsprostitution im nationalsozialistischen Deutschland, insbesondere in der sogenannten „B-Baracke“. Szepanski beleuchtet die Umstände, unter denen Frauen in Bordellen für Zwangsarbeiter:innen gezwungen wurden und die damit verbundenen Verbrechen, die in der Zeit ab 1943 stattfanden. Über die Frauen in der „B-Baracke“ sind kaum Informationen bekannt, was ihre Geschichten und Leiden zusätzlich in den Schatten der Geschichte drängt.

Die Installation umfasst ein großes Rechteck aus dünnen Stoffbahnen, das dem Umriss der Baupläne der Bordell-Baracke nachempfunden ist. Diese Baupläne sind die einzigen dokumentierten Spuren dieses Ortes. Der braune Stoff ist symbolisch für die Leere, die über das Geschehene herrscht. „Arische“ Frauen und Jüdinnen waren von der Prostitution ausgeschlossen, während Frauen, die als „asozial“ galten, oft zur Sexarbeit gezwungen wurden. Historikern zufolge arbeiteten zwischen 300 und 500 Zwangsarbeiter pro Prostituierter.

Geschichte und Entdeckungen

Birgit Szepanski erhielt 2020 Hinweise auf Zwangsprostitution in einem Arbeitslager der Henschel-Flugzeugwerke. Bei ihren Recherchen entdeckte sie die Bauzeichnungen der Bordell-Baracke im Bauaktenarchiv Treptow. Diese Baracke, die nur 500 Meter vom Henschelwerk entfernt lag, verfügte über zwölf Zimmer, die jeweils nur 3,75 m² groß waren. Männer konnten die Bordellzimmer für 15 Minuten besuchen, wobei sie für den Eintritt zahlten. Ein Teil des Geldes ging an die Frauen.

Zwischen 1944 und 1945 mussten fast zwei Millionen Kriegsgefangene und Millionen von Zwangsarbeitern, die weitgehend aus besetzten Gebieten stammten, in der Deutschen Kriegswirtschaft arbeiten. Die Lebensbedingungen variierten stark, dabei waren Menschen aus der Sowjetunion und Polen besonders unterdrückt. Ab 1940 wurden sowohl Männer als auch Frauen aus überfallenen Ländern rekrutiert, um den Arbeitskräftemangel zu beseitigen, was das Unternehmen nationalsozialistischer Zwangsarbeit zur Realität machte.

Einblicke in die Zwangsprostitution

Historiker Robert Sommer beschreibt die nationalsozialistische Führung als „größte Zuhälter der Geschichte“. Ab 1934 wurde Prostitution im NS-Staat faktisch legalisiert, doch für viele Frauen war dies ein Vorspiel zur Ausbeutung. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs verschärfte sich die Kontrolle über Prostituierte, und die SS unter Heinrich Himmler ermöglichte 1940 die Errichtung von Bordellen für „Fremdarbeiter“. Diese Entscheidungen zeigen den systematischen Missbrauch, unter dem Zwangsarbeiter:innen litten.

Die Ausstellung von Birgit Szepanski läuft bis zum 6. April und ist kostenlos zugänglich. Archäologische Forschungen zur „B-Baracke“ sind bereits geplant, um weitere Erkenntnisse über diesen dunklen Abschnitt der Geschichte zu gewinnen. Über 3.000 Zwangsarbeiterlager sind in Berlin dokumentiert, was die Dimension der Zwangsarbeit verdeutlicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ausstellung nicht nur der Erinnerung an die Opfertaten dient, sondern auch eine wichtige Plattform für die Stimmen darstellt, die durch das Schweigen der Zeit nicht mehr hörbar sind. Diese verloren gegangenen Geschichten müssen erzählt werden, um eine vollständige und wahre History zu erreichen.

Für weitere Details zu diesem Thema besuchen Sie die Artikel von taz.de, nd-aktuell.de und bpb.de.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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