Sensibilisierung für Zwangsverheiratung: Schulen in Kreuzberg im Fokus!

Sensibilisierung für Zwangsverheiratung: Schulen in Kreuzberg im Fokus!

Berlin, Deutschland - In Berlin hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen über die Problematik der Zwangsverheiratung informiert. Anlässlich der Sommerferien, wenn viele Mädchen und junge Frauen gegen ihren Willen ins Ausland gebracht werden, um dort verheiratet zu werden, startet eine Sensibilisierungsoffensive. Laut der Pressemitteilung des Bezirksamts vom Berlin.de fanden im Jahr 2022 bemerkenswerte 88 Prozent der vollzogenen Zwangsheiratsfälle im Ausland statt, überwiegend in den Ferien.

Insgesamt wurden in Berlin 496 Fälle von drohender Zwangsheiratung im Jahr 2022 ermittelt, wie der Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsheiratsfälle mitteilt. Besonders alarmierend ist, dass 91 Prozent der Betroffenen weiblich sind und die meisten von ihnen in Deutschland aufgewachsen sind. Diese Zahlen verdeutlichen die Ernsthaftigkeit des Problems, das oft nicht zur Sprache gebracht wird. Zahlreiche Betroffene schämen sich oder haben Angst vor den Konsequenzen, wenn sie ihre Erfahrungen offenbaren.

Der Weg zur Sensibilisierung

Die Berliner Behörden, begleitet von Organisationen wie Terre des Femmes, betonen die Bedeutung der Aufklärung und der Präventionsarbeit in Schulen. Insbesondere wird gefordert, dass das Thema Zwangsheiratung und Frühehen in der LehrerInnenausbildung verankert wird. Ein Mangel an Informationen und Unterstützung fühlt sich besonders drückend für die Lehrkräfte an, die oft nicht wissen, wie sie in solchen Krisensituationen handeln sollen. Diese wichtige Forderung wird von Terre des Femmes unterstützt, die eine bundesweite Studie zur Ausmaß von Zwangsheiratsfällen anregen will, um das Verständnis für die Problematik zu vertiefen. Die letzte umfassende Studie stammt aus dem Jahr 2008, was deutlich macht, dass ein aktueller Überblick fehlt.

Die persönlichen Geschichten von Betroffenen sind oft erschütternd. Ein Beispiel ist die Geschichte von Samira, die 2018 im Libanon gegen ihren Willen mit ihrem Cousin verheiratet wurde. Diese Ehe, die als „islamische Scharia-Ehe“ bezeichnet wurde, führte in Deutschland zu Missbrauch und Gewalt. Ähnlich erging es Anna, die im Alter von 14 Jahren von ihrem Vater über ihre Zwangsheiratspläne informiert wurde. Ihre Flucht aus einem streng-muslimischen Elternhaus zeigt die verzweifelte Lage vieler junger Frauen, die vehement gegen ihre Zwangsverheiratung kämpfen.

Forderungen und Handlungsperspektiven

TERRE DES FEMMES hat eine Reihe von Forderungen formuliert, um die Rechte von Frauen zu stärken und Zwangsheiratung sowie ehrbezogene Gewalt zu bekämpfen. Dazu zählen die personelle Aufstockung von Schulsozialarbeitern, die Einrichtung von spezialisierten Beratungsstellen und die Entwicklung eines Anlaufpunktes für von Zwangsheiratung Betroffene. Diese Maßnahmen sollen die Unterstützung für gefährdete Mädchen und Frauen verbessern und ihnen helfen, gewaltsame Strukturen zu durchbrechen. Auch die Verbesserung des Opferschutzes wird angesprochen, um eine sichere Rückkehr für Betroffene zu ermöglichen. Das Ziel ist klar: Schaffung wirksamer Strukturen und Aufklärung, um zukünftigen Zwangsheiratsfällen entgegenzuwirken.

Die Problematik der Zwangsheiratung betrifft nicht nur Frauen aus islamischen Kulturen, sondern ist in vielen patriarchalen Gesellschaften ein Thema. Daher ist die Sensibilisierung und das Handeln aller Beteiligten in dieser Angelegenheit von höchster Bedeutung. „Unsere Forderungen müssen ernst genommen und in die Tat umgesetzt werden“, so der Appell von Terre des Femmes.Frauenrechte.de hebt hervor, dass es nötig ist, die Schwächen im Rechtssystem zu schließen, um sicherzustellen, dass jede Frau die Freiheit und das Recht hat, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden.

Medienkontakt für weiterführende Informationen ist verfügbar unter: E-Mail: presse@ba-fk.berlin.de, Telefon: (030) 90298-2843.

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OrtBerlin, Deutschland
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