Politische Proteste im Sport: Ist der Marathon wirklich neutral?
Berlin am 23.09.2025: Politische Proteste im Sport nehmen zu. Experten warnen vor Auswirkungen auf Veranstaltungen.

Politische Proteste im Sport: Ist der Marathon wirklich neutral?
Sportveranstaltungen verwandeln sich zunehmend in Plattformen für politischen Protest, was die aktuelle Diskussion über Sport und Politik prägt. Professor Jürgen Mittag, ein Experte für Sportpolitik, hat die Entwicklungen im Zusammenhang mit einem pro-palästinensischen Protest bei der Vuelta, einem bedeutenden spanischen Radrennen, erläutert. Bei dem Rennen kam es zu Demonstrationen, die durch die Teilnahme eines israelischen Teams ausgelöst wurden. Dies führte dazu, dass einige Etappen verkürzt oder gar abgebrochen werden mussten, was die Sicherheit der Fahrer in Frage stellte. Die Emotionen rund um den Israel-Palästina-Konflikt sind hoch, undinnig endete der Berlin-Marathon ohne größere Zwischenfälle, jedoch gab es im Vorfeld Bedenken bezüglich möglicher Protestaktionen.
Um auf solche Situationen vorbereitet zu sein, wurden die Sicherheitskontrollen bei Großveranstaltungen verschärft. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, sowohl Anschläge als auch Proteste zu verhindern. Professor Mittag merkt an, dass die Emotionalisierung der Politik in den letzten Jahren zu intensiveren und häufigeren Protesten im Bereich des Sports geführt hat. Radrennen, wie die Vuelta, sind besonders anfällig für Protestaktionen, da sie schwerer abzusperren sind und somit mehr Raum für Demonstrationen bieten.
Proteste im Sport
Proteste bei Sportveranstaltungen dienen oft dazu, auf gesellschaftliche und politische Themen aufmerksam zu machen. Die Diskussion über sportliche Neutralität wird immer heißer geführt, insbesondere wenn es um Sanktionen gegen verschiedene Länder geht. Forderungen zum Beispiel nach Sanktionen gegen Staaten wie China, die Türkei und Russland sind ein Teil dieser Debatte. Aktuell richten sich die Proteste und Boykottaufrufe jedoch in erster Linie gegen Israel. Es wird kritisiert, dass Israel an Wettbewerben in Europa teilnehmen muss, da es in der arabischen Welt keinen Platz hat. Gleichzeitig wird die Doppelmoral der Rufe nach Boykott und den finanziellen Engagements in Ländern wie Saudi-Arabien in Frage gestellt, wo Menschenrechte ebenfalls missachtet werden.
In einer breiteren Perspektive zeigt sich, dass Proteste im Sport nicht neu sind. Beispiele aus der Vergangenheit, wie die Proteste während der FIFA-Konföderationen in Brasilien oder die Aktionen gegen die Apartheid in Südafrika, verdeutlichen, wie Athleten eine Stimme für Veränderung sein können. Auch während der Fußball-EM 2021 gab es Hinweise auf politische Stellungnahmen, beispielsweise als Demonstrierende Regenbogenfähnchen verteilten, um auf die Situation der LGBTQI+-Community in Ungarn aufmerksam zu machen.
Der Fokus auf demonstrative Formen von Protesten wird in der Zukunft zunehmen. Das IOC verbietet politische Bekundungen bei Sportveranstaltungen, was die Umsetzung von Protesten erschwert. Dennoch suchen Veranstalter nach Wegen, um politische Meinungsäußerungen außerhalb der eigentlichen Sportereignisse zu ermöglichen. In diesem Kontext wird auch die Diskussion über den möglichen Ausschluss israelischer Athleten aus Wettkämpfen geführt, ähnlich wie bei den russischen Athleten nach dem Ukraine-Krieg.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Grenzen zwischen Sport und Politik immer weiter verschwimmen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass Sportlerinnen und Sportler zunehmend bereit sind, Stellung zu beziehen und sich aktiv für gesellschaftliche Veränderungen einzusetzen. Die zunehmende Sichtbarkeit und Medialität solcher Proteste wird den Druck auf Entscheidungsträger in Politik und Sport weiter erhöhen.