Pflege-Campus in Berlin: Absage gefährdet Ausbildung und Versorgung!

Pflege-Campus in Berlin: Absage gefährdet Ausbildung und Versorgung!

Berlin, Deutschland - Der geplante Pflege-Campus am Vivantes-Wenckebach-Klinikum in Berlin wird nicht realisiert. Dies bestätigte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD), die auf fehlende Mittel im Landeshaushalt verwies. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 340 Millionen Euro, und trotz der Hoffnung auf finanzielle Unterstützung aus einem Bundes-Infrastrukturpaket bleibt die Zukunft des Campus ungewiss. Die Entscheidung fiel in einem Kontext, in dem die Zahl der Pflegebedürftigen in Berlin seit 2013 auf über 210.000 angestiegen ist, was einer Verdopplung entspricht.

In der aktuellen Ausbildungsjahresstatistik 2023/24 sind in der Pflegefachausbildung knapp 6.500 Menschen eingeschrieben, ein Rückgang im Vergleich zu 7.300 im Jahr 2021. Dies unterstreicht die Herausforderungen im Bereich der Fachkräftegewinnung, die durch die Absage des Pflege-Campus weiter verschärft werden könnte. Die Grünen und die Linksfraktion kritisieren diese Entscheidung scharf, sehen sie doch als einen Bruch des Koalitionsvertrags zwischen CDU und SPD, der „Hochdruck“ bei der Realisierung des Campus versprach.

Kritik an der Absage

Die Kritik kommt nicht nur von politischen Parteien. Die Grünen bezeichnen die Absage als „Absage an einen Ausbildungsboost für Pflege und Co.“ Zudem fordern sie einen neuen Standort für eine gebündelte Ausbildung der Pflege- und Gesundheitsberufe in der Hauptstadt. Der Bedarf ist unbestritten: In jedem zehnten Berliner Haushalt wird mindestens eine Person gepflegt, was die Dringlichkeit einer qualifizierten Ausbildung im Pflegebereich deutlich macht.

Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, ist eine Einführung einer neuen Ausbildung zur Pflegeassistenz vorgesehen. Diese soll als einfacher Einstieg in den Pflegeberuf fungieren und mehr Menschen für die Branche begeistern.

Akademisierung der Pflege als Schlüssel

Die Notwendigkeit einer stärkeren Akademisierung der Pflege wird zunehmend anerkannt. Hochschulen wie die Hochschule Fulda und die Frankfurt University of Applied Sciences arbeiten zusammen, um neue Studienangebote im Pflegebereich zu schaffen. Diese Initiativen sind darauf ausgerichtet, die Gesellschaft und die Politik für die Bedeutung der akademisierten Pflege zu sensibilisieren. Georg Hammann, Fachbereichsleiter Pflege und Betreuung bei der Johanniter Seniorenhäuser GmbH, betont, dass die Akademisierung von Fachkräften in der Pflege nicht nur wichtig, sondern auch notwendig ist, um eine professionelle pflegerische Versorgung in Deutschland zu sichern.

Die hochschulische Pflegeausbildung ist seit 2020 auf bundesrechtlicher Grundlage möglich, doch der Einsatz akademisch qualifizierter Fachkräfte in der direkten Versorgungspraxis bleibt gering. Hammann argumentiert, dass deren Einbindung die Qualität und Sicherheit der Versorgungsleistungen erhöhen kann, ohne anderen Pflegekräften ihre Positionen wegzunehmen.

Ohne einen klaren Plan für die Akademisierung und den Ausbau der Ausbildungsmöglichkeiten steht die Berliner Pflege vor großen Herausforderungen, die auch die Qualität der Versorgung gefährden könnten.

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OrtBerlin, Deutschland
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