Kitas in Berlin: Überangebot sorgt für leere Plätze und finanzielle Nöte
In Berlin gibt es einen Rückgang bei der Kita-Nachfrage. Zahlreiche Plätze bleiben leer, während Fachkräftemangel und steigende Mieten die Situation verschärfen.

Kitas in Berlin: Überangebot sorgt für leere Plätze und finanzielle Nöte
In den letzten Monaten hat sich die Situation in den Berliner Kitas entscheidend gewandelt. Aktuell berichten zahlreiche Einrichtungen über sinkende Auslastungen und ungenutzte Plätze, was zu einem Überangebot an Kita-Plätzen führt. Im Januar 2025 waren in Friedrichshain-Kreuzberg 1.348 Kita-Plätze weniger belegt als vor zwei Jahren, was einem Rückgang von 10,1% entspricht. Auch in anderen Bezirken wie Pankow und Mitte zeigen sich ähnliche Tendenzen, mit Rückgängen von 7% und 5,4% (rbb24).
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Ein zentraler Faktor ist der Anstieg der Lebenshaltungskosten, insbesondere der Mieten in Berlin. Zudem ist die Geburtenrate in den letzten Jahren rückläufig: Zwischen 2021 und 2023 gab es einen Rückgang um über 5.000 Geburten. Dies führt dazu, dass viele Kitas nur noch teilweise ausgelastet sind. Ein Beispiel ist die Kita Bambini-Oase in Prenzlauer Berg, die mittlerweile über 50 freie Plätze verfügt (rbb24).
Finanzielle Herausforderungen für Kitas
Die sinkenden Belegungszahlen bringen erhebliche finanzielle Probleme mit sich. Die Einnahmen der Kitas sind nicht mehr kostendeckend, was insbesondere städtische Einrichtungen belastet. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, mussten einige kleinere Kitas schließen, während größere Einrichtungen versuchen, ihre Situation mit Personalwechseln und temporären Arbeitszeitreduzierungen zu stabilisieren. Staatssekretär Falko Liecke betont, dass es keinen generellen Mangel an Erziehern geben wird, sondern vielmehr eine Umverteilung der verfügbaren Fachkräfte (rbb24).
Eine strukturelle Problematik besteht darin, dass von rund 60 frisch ausgebildeten Erziehern nur noch ein Drittel eine Anstellung findet. Gleichzeitig haben aktuelle Studien aufgezeigt, dass in Deutschland insgesamt rund 384.000 Kita-Plätze fehlen, insbesondere in den westdeutschen Regionen (bertelsmann-stiftung).
Veränderungen in der Kinderbetreuung
Die Herausforderungen in der Berliner Kita-Landschaft spiegeln sich auch in anderen Teilen Deutschlands wider. In ländlichen Kommunen, vor allem in Ostdeutschland, sind die Auswirkungen von Veränderungen in der Kinderbetreuung besonders deutlich spürbar. Während der Zeitraum von 2014 bis 2024 einen Anstieg der Kinder mit mehr als 35 Wochenstunden Betreuung um etwa 30% verzeichnete, wird gleichzeitig in vielen Städten (darunter Leipzig, Potsdam und Rostock) von hunderten leerstehenden Plätzen berichtet (kommunal).
Die Bertelsmann-Stiftung hebt hervor, dass vor allem Kinder unter drei Jahren von dem Problem des Fachkräftemangels betroffen sind. Besonders im Westen Deutschlands fehlen hierzu etwa 250.300 Plätze, was die Schließung zahlreicher Kindertagesstätten zur Folge hat. Auch die Abwanderung junger Eltern in Regionen, die bessere Rahmenbedingungen bieten, trägt zur Verknappung an verfügbaren Plätzen in vielen Kommunen bei (bertelsmann-stiftung).
Zukunftsperspektiven und Maßnahmen
Um die Situation in der frühkindlichen Bildung zu verbessern, sind zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Kommunen setzen bereits auf datengestützte Kapazitätsanalysen, um Entscheidungen hinsichtlich der Kita-Plätze zu treffen. Zudem werden flexiblere Öffnungszeiten und Kooperationen mit Arbeitgebern angestrebt, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen (kommunal).
Der Handlungsbedarf ist klar: Es bedarf einer verbindlichen Strategie zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Personal, um die Attraktivität des Kita-Berufs zu erhöhen und den Bildungsauftrag in den Einrichtungen erfüllen zu können (bertelsmann-stiftung). Gleichzeitig investieren Bundesländer wie Thüringen in die Verbesserung der Betreuungsschlüssel, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Kitas grundlegend zu verbessern.