Karin Schneider: Tauben im Fokus – Literatur-Event in Johannisthal

Karin Schneider: Tauben im Fokus – Literatur-Event in Johannisthal

Berlin, Deutschland - Am Mittwoch, den 16. Juli 2025, findet in der Galerie im Rathaus Johannisthal eine Autorenlesung mit Karin Schneider zu ihrem Buch „Tauben. Ein Portrait“ statt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr und widmet sich der Taube als ältestem und umstrittenstem Haustier der Menschheit. Schneider wird gemeinsam mit der Taubenexpertin Caroline Böttcher aus ihren Werken lesen und die komplexen Beziehungen zwischen Menschen und Tauben erörtern. Böttcher wird auch ihrer Installation „Lieber eine Taube auf dem Dach, als ein Spatz in der Hand“ vorstellen, die die Geschichte und Verantwortung der Menschen gegenüber der Taube thematisiert.

Die Taube, genauer gesagt die Stadttaube (Columba livia forma urbana), hat eine bewegte Geschichte. Sie gilt als einer der ersten von Menschen domestizierten Vögel. Historisch geht die Domestizierung zurück bis etwa 6000 bis 5000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien. Diese Vögel, die ursprünglich von den wilden Felsentauben abstammen, wurden nicht nur wegen ihres Fleisches gezüchtet, sondern auch als zuverlässige Boten im Nachrichtendienst, besonders während der Weltkriege. Heute leben weltweit schätzungsweise bis zu 500 Millionen Tauben, wobei in Deutschland eine Population von zwischen 380.000 und 620.000 angenommen wird, wie National Geographic berichtet.

Herausforderungen und Vorurteile

Trotz ihrer langen Geschichte sind Tauben häufig mit Vorurteilen belastet. Sie werden als lästig, schmutzig und als Krankheitsüberträger wahrgenommen. In vielen Städten, wie beispielsweise Limburg, werden drastische Maßnahmen diskutiert, um die Taubenpopulation zu dezimieren, während das Füttern und die Nestbauhilfe für diese Vögel oftmals verboten und mit Bußgeldern bestraft werden. Zudem leiden viele Stadttauben an Unterernährung und begegnen Mutwilligkeit, was das Engagement von Tierschützern wie Gudrun Stürmer von Stadttaubenprojekt Frankfurt e.V. erforderlich macht. Stürmer setzt sich seit über 40 Jahren für den Schutz von Tauben ein und hat 2023 den Deutschen Tierschutzpreis für ihre Bemühungen erhalten.

Ungeachtet der empfundenen Probleme stellen Studien fest, dass die Gefahren, die von Taubenkot ausgehen, oft übertrieben sind. Laut Untersuchungen zeigt sich, dass Taubenkot in der Regel nicht stärker materialschädigend ist als der von anderen Vögeln. Tierschutzexperten wie die Erna Graff Stiftung betonen, dass der Umgang mit Tauben aus einer tierschutzrechtlichen Perspektive neu bewertet werden sollte. Statt Tötungsaktionen sind betreute Taubenschläge eine nachhaltige und artgerechte Lösung, die bereits in vielen Städten umgesetzt werden.

Einladung zu einer Perspektivwechsel

Die Veranstaltung mit Karin Schneider und Caroline Böttcher will dazu beitragen, die Sicht auf die Stadttaube zu verändern und ein Bewusstsein für die Verantwortung der Menschen zu schaffen. Die Lesung und die begleitende Installation von Böttcher thematisieren, dass Tauben mehr sind als bloße urbane Außenseiter. Sie sind als Teil des städtischen Lebens von Bedeutung und verdienen eine differenzierte Betrachtung, die sowohl ihre Rolle als Haustier als auch die Herausforderungen, die sie mit sich bringt, in den Fokus rückt.

Indem wir die Beziehung zwischen Mensch und Taube kritisch hinterfragen, hoffen die Veranstalter, dass mehr Akzeptanz und Verständnis für diese faszinierenden Vögel gefördert wird. Es bleibt abzuwarten, ob diese Initiative dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und die Diskussion über einen respektvollen Umgang mit Tauben anzuregen.

Details
OrtBerlin, Deutschland
Quellen

Kommentare (0)