Analyse: Säuberung des russischen Militärapparats im Ukraine-Krieg Nach Berichten aus nicht offiziellen russischen Quellen wurde der Generalmajor Wladimir Seliwjorstow am Samstag von seinem Posten als Kommandeur der 106. Garde-Luftlandedivision abgesetzt. Bereits zuvor war sein Kollege Iwan Popow entlassen worden. US-Experten sehen in diesen Entlassungen ein Zeichen dafür, dass die "Zersetzung der russischen Befehlskette in der Ukraine" beschleunigt wird. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington hat dazu eine Analyse veröffentlicht. Obwohl das russische Verteidigungsministerium bisher keine offizielle Stellungnahme zu Seliwjorstows Absetzung abgegeben hat, gehen die Experten des ISW davon aus, dass er wie Popow zuvor Kritik an der Kriegsführung geäußert hat. Popow selbst hatte seine Absetzung bestätigt. Die US-Experten betrachten diese Vorfälle als Teil einer Säuberungsaktion des russischen Militärapparats, bei der nicht loyale Kräfte aus dem Dienst entfernt werden. Laut der Analyse des ISW wird der wachsende Ungehorsam im Militärapparat voraussichtlich zu einer Vertiefung der Spaltung im russischen Militär und im Sicherheitsbereich führen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu und sein Generalstabschef Waleri Gerassimow sollen demnach daran arbeiten, sich dieser "illoyalen" Offiziere zu entledigen. Der Kreml und das Verteidigungsministerium sollen zudem versuchen, die Kontrolle über die über den Nachrichtendienst Telegram verbreiteten Informationen und Enthüllungen zu erlangen. Durch Telegram hatten frühere russische Geheimdienstoffiziere Insiderkenntnisse verbreitet, die als Kritik an der russischen Regierung aufgefasst wurden. Die Experten des ISW sehen in dem Kampf um Meinungshoheit und Einfluss bei Telegram einen weiteren Aspekt der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Dieser Kampf findet zwischen verschiedenen Interessensgruppen statt und spielt sich vor dem Hintergrund von Russlands Misserfolgen in diesem Konflikt ab. Die Entlassungen von hochrangigen Offizieren, die Kritik an der Kriegsführung geäußert haben, sowie die Bemühungen, die Informationshoheit zu behalten, zeigen nach Einschätzung der US-Experten den anhaltenden Kampf innerhalb des russischen Militärapparats und der Sicherheitsbehörden. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf den weiteren Verlauf des Ukraine-Konflikts haben werden.
NAG Redaktion
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