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Bundesregierung schafft Oligopolstrukturen im Prüfmarkt und setzt Mittelstand unter Druck: TÜV-Verband fordert Nachbesserungen

Kritik am neuen CSR-Gesetz: TÜV-Verband mahnt dringende Verbesserungen an

Die Bundesregierung hat die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) in deutsches Recht umgesetzt. Doch der TÜV-Verband übt Kritik an der Umsetzung und fordert Nachbesserungen. Insbesondere bemängelt der Verband die Schaffung von Oligopolstrukturen im Prüfmarkt und die Belastung des Mittelstands. Nun ist der Bundestag gefordert, das Gesetz im parlamentarischen Verfahren zu überarbeiten und den Prüfmarkt zu öffnen.

Laut der EU-Richtlinie CSRD müssen Unternehmen in der Europäischen Union neben den Finanzberichten zukünftig auch Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Der Kabinettsentwurf der Bundesregierung sieht vor, dass nur Wirtschaftsprüfer für die Prüfung dieser Berichte zuständig sein dürfen. Andere unabhängige Prüfungsdienstleister mit spezifischen Fach- und Branchenkenntnissen werden dagegen ausgeschlossen.

In der Verbändeanhörung zum CSRD-Referentenentwurf haben 80 Verbände Stellung genommen. Die Mehrheit sprach sich für die Einbeziehung unabhängiger Prüfdienstleister aus und warnte vor negativen Folgen. Die Bundesregierung ignoriert diese Forderungen jedoch und legt mit dem Kabinettsentwurf eine Belastung des Mittelstands fest. Dadurch werden Prüfkapazitäten künstlich verknappt und vorhandenes Know-how bleibt ungenutzt.

Der TÜV-Verband sieht eine Öffnung des Prüfmarktes als notwendig an, um einen Qualitätswettbewerb bei der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten zu ermöglichen. Die aktuelle Regelung führt hingegen zu einem Berufswettbewerb und schränkt vorhandene Kapazitäten und Kompetenzen ein. Dies entspricht weder den Interessen der berichtspflichtigen Unternehmen noch der Grundidee der CSRD.

Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, hofft daher, dass der Deutsche Bundestag nach der Sommerpause Nachbesserungen im Sinne der berichtspflichtigen Unternehmen vornehmen wird. Es bleibt abzuwarten, wie das parlamentarische Verfahren die kritisierten Punkte des Gesetzes anpassen wird.

Die Einbeziehung unabhängiger Prüfdienstleister dient dem Ziel, qualitativ hochwertige und vertrauenswürdige Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Andere EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich, Spanien und Österreich haben sich für diese Option entschieden. Es ist daher wichtig, dass Deutschland dem Beispiel folgt und den Mittelstand entlastet.

Der TÜV-Verband als Interessenvertretung der TÜV-Prüforganisationen setzt sich für technische und digitale Sicherheit sowie Nachhaltigkeit ein. Durch unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung fördert der Verband den Austausch unter seinen Mitgliedern.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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