Prozess in Berlin: Jüdischer Student nach Angriff schwer verletzt
Berlin-Mitte, Deutschland - Am 2. Februar 2024 kam es in einer Bar in Berlin-Mitte zu einem brutalen Angriff auf den 32-jährigen jüdischen Studenten Lahav Shapira. Der 24-jährige Mustafa El-H. A. wurde nun vor Gericht gestellt. Der Prozessauftakt fand am 9. April 2025 statt, und der Angeklagte räumte die Tat weitgehend ein, bestritt jedoch ein antisemitisches Motiv. Er wird von der Staatsanwaltschaft wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, da er Shapira ins Gesicht schlug und ihn frontal trat, was zu schwerwiegenden Verletzungen führte. Shapira musste vier Tage im Krankenhaus behandelt werden und unterzog sich mehreren Operationen. Laut Berichten bleibt Shapira aufgrund seiner Verletzungen mit Metallplatten im Gesicht und ist gezwungen, Personenschutz in Anspruch zu nehmen, da er sich nicht mehr sicher fühlt.
Der Streit, der zu dem Angriff führte, entbrannte über pro-palästinensische Plakate, die Shapira entfernt hatte. Der Staatsanwalt Tim Kaufmann betrachtet den Angriff als antisemitisch motiviert und verweist auf ein Bild, das der Angeklagte auf Snapchat geteilt hatte und das den Tatort mit einer beleidigenden Unterzeile zeigt. Die Herkunft dieses Bildes bleibt jedoch unklar. Die Nebenklage beantragt eine Begutachtung von Chatgruppen, aus denen möglicherweise antisemitische Inhalte hervorgehen.
Die Hintergründe des Angriffs
Lahav Shapira trat im Prozess als Nebenkläger auf und berichtete von den traumatischen Folgen des Übergriffs. Seine Aussagen wurden von einer Begleiterin bestärkt. Der Prozess soll in zwei Verhandlungstagen stattfinden, mit dem nächsten Termin am 17. April 2025. Der Vorsitzende Richter machte deutlich, dass das Strafmaß ohne antisemitisches Motiv wahrscheinlich auf eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren beschränkt wäre. Der Angeklagte hat mittlerweile ein Anti-Gewalt-Training absolviert und befindet sich in therapeutischer Behandlung. Er bietet einen Täter-Opfer-Ausgleich in Höhe von 5.500 Euro an, die in monatlichen Raten gezahlt werden sollen.
Shapira hat zudem Klage gegen die Freie Universität Berlin eingereicht, da er der Meinung ist, dass die Universität für die Tolerierung einer antisemitischen Stimmung verantwortlich ist. Die Universität hatte dem Angeklagten ein drei Monate andauerndes Hausverbot erteilt, während er dennoch an Online-Veranstaltungen teilnehmen durfte. Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) kritisierte die Reaktion der Universität und fordert mehr Maßnahmen gegen Antisemitismus, da viele jüdische Studierende sich an Hochschulen in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 nicht mehr sicher fühlen.
Antisemitismus an deutschen Hochschulen
Eine Studie, die am 27. Februar 2025 veröffentlicht wurde, beschreibt die brisante Lage für jüdische Studierende an deutschen Hochschulen. Der Bericht, herausgegeben vom American Jewish Committee Berlin und der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, dokumentiert Antisemitismus als gravierendes Problem. Viele Studierende fühlen sich durch antisemitische Vorfälle gezwungen, ihre Identität zu verstecken oder gar fernzubleiben. Die Hochschulen erkennen das Problem zwar teilweise an, es mangelt jedoch an effektiven Präventions- und Interventionsstrukturen.
Die Jüdische Studierendenunion fordert die Hochschulen und die Politik auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um Universitäten wieder zu sicheren Orten für alle zu machen. Antisemitismus wird nicht nur als Gefahr für jüdische Menschen beschrieben, sondern beeinträchtigt auch die akademische Freiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Daher appelliert der Bericht an nichtjüdische Studierende und Angehörige der Universitäten, aktiv gegen Judenhass vorzugehen und sich für ein respektvolles Miteinander einzusetzen.
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Ort | Berlin-Mitte, Deutschland |
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