Neues Inklusionssystem in Berlin: Lehrerstellen in Gefahr!

Berlin führt ab Sommer 2025 ein neues Fördersystem für inklusive Bildung ein, das auf Kritik stößt. Bildungsverwaltung reagiert auf Fachkräftemangel und steigende Förderbedarfe.
Berlin führt ab Sommer 2025 ein neues Fördersystem für inklusive Bildung ein, das auf Kritik stößt. Bildungsverwaltung reagiert auf Fachkräftemangel und steigende Förderbedarfe. (Symbolbild/Mein Berlin)

Berlin-Spandau, Deutschland - In Berlin steht das neue Schuljahr vor der Tür, und mit ihm die Einführung eines überarbeiteten Systems zur Vergabe von Förderstunden für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Ab Sommer 2025 wird das bisherige System, das vor allem auf sozial benachteiligte Kinder ausgerichtet war, durch eine neue Regelung ersetzt, die eine Grundausstattung vorsehen und zustätzliche Stunden bedarfsgerecht beantragt werden müssen. Diese Umstellung sorgt bereits jetzt für Diskussionen und Bedenken unter Bildungsexperten und Schulleitungen.

Besonders an der Christian-Morgenstern-Grundschule in Berlin-Spandau, wo rund 600 Kinder lernen, wird dies deutlich. Schulleiterin Karina Jehniche äußert, dass sie zwar die Notwendigkeit der Anpassung erkennt, jedoch Sorgen hat, dass mit dem neuen Stundenzumessungssystem weniger Lehrerstellen zur Unterstützung bereitgestellt werden. Von den insgesamt 600 Schülern haben 66 sonderpädagogischen Förderbedarf, was die Herausforderung für die Schule zusätzlich verstärkt. Die Opposition, einschließlich der Linken und der Grünen, kritisiert die neue Regelung als Rückschritt in der inklusiven Bildung.

Diskussion über Inklusion

Der Bildungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses diskutiert derzeit die neue Regelung. SPD-Abgeordneter Marcel Hopp betont die Wichtigkeit einer bedarfsgerechten Unterstützung für Kinder mit Förderbedarf, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Bildungsverwaltung verteidigt die Änderungen jedoch als zielgenauer, was in Anbetracht der steigenden Zahlen von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, insbesondere in den Bereichen „Geistige Entwicklung“ und „Emotional-soziale Entwicklung“, eine erhebliche Herausforderung darstellt.

Die Integration von Kindern mit Behinderung in das Bildungssystem ist fest im Berliner Schulgesetz verankert. Eltern haben die Möglichkeit zu entscheiden, welche Schulart ihr Kind besuchen soll, und die Teilhabefachdienste bieten Unterstützung bei der Auswahl sowie bei der Eingliederung und weiteren Fragen. Neben diesen Angeboten gibt es in jedem Berliner Bezirk Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ), die insbesondere für die Schullaufbahn von Bedeutung sind.

Gesamtkontext der schulischen Inklusion

Wie eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung aus dem Herbst 2021 zeigt, ist die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland weiterhin lückenhaft. In mehreren Bundesländern, darunter Baden-Württemberg und Bayern, gibt es nur geringe Fortschritte oder Rückschritte seit Inkrafttreten der Konvention im Jahr 2009. Der Transformationsprozess hin zu inklusiven Regelschulangeboten ist in einigen Bundesländern wie Bremen oder Niedersachsen bereits besser vorangeschritten.

Die inklusive Bildung bleibt ein zentrales Thema in der deutschen Bildungspolitik. Doch obwohl die Inklusionsquote an Regelschulen steigt, gibt es in vielen Regionen keine gleichzeitige Reduktion der Schülerzahlen an Förderschulen. Dies stellt die verlässliche Messung des Reformfortschritts infrage und zeigt, dass die gesamtgesellschaftliche Herausforderung der Inklusion noch lange nicht überwunden ist.

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Ort Berlin-Spandau, Deutschland
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