Jugendgewalt an Schulen: Experten warnen vor alarmierenden Trends!

Experte Albrecht Lüter spricht über steigende Gewalt an Schulen in Berlin und betont die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen.
Experte Albrecht Lüter spricht über steigende Gewalt an Schulen in Berlin und betont die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen. (Symbolbild/Mein Berlin)

Berlin, Deutschland - Die zunehmende Gewalt an Schulen in Deutschland ist ein Thema, das sowohl Lehrer als auch Schüler betrifft. Albrecht Lüter, der Leiter der Arbeitsstelle Gewaltprävention bei der Stiftung Camino in Berlin, äußert in einem aktuellen Interview seine Bedenken hinsichtlich der steigenden Jugendgewalt und der Bedrohungen, denen Lehrkräfte zunehmend ausgesetzt sind. Er stellt fest, dass vergangene Studien gezeigt haben, dass die Wahrnehmung von Bedrohungen durch Schüler an Schulen zugenommen hat. Polizeistatistiken belegen ebenfalls einen klaren Anstieg von Gewaltdelinquenzen an Schulen, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht. Lüter betont, dass zuverlässige Studien in Berlin rar sind und aktuelle Daten fehlen, was eine effektive Prävention erschwert.

Nach den Nachwirkungen der Corona-Pandemie haben Konflikte und Gewaltvorfälle zugenommen. Dies betrifft sowohl Schüler als auch Lehrer, die, wie Lüter hervorhebt, in den letzten Jahren verstärkt Opfer von Übergriffen geworden sind. Insbesondere die Schulkultur spielt eine entscheidende Rolle, und Schulen sollten in der Lage sein, Konflikte intern zu lösen, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen. Um dies zu erreichen, sind zusätzliche Ressourcen und Personal notwendig, um auf Konflikte schnell reagieren zu können.

Schulische Gewaltprävention und die Rolle der Polizei

Um der Gewalt an Schulen entgegenzuwirken, setzt die Polizei auf bundesweite Programme wie das „Anti-Bullying-Programm“, das unter dem Motto „Keine Chance mehr für Bullies“ für die Prävention von Gewalt an Schulen wirbt. Dieses Programm zielt darauf ab, systematische Schikanen durch stärkere Schüler, sogenannte „Bullies“, zu bekämpfen. Verbalen Attacken, Demütigungen und körperlichen Übergriffen wird durch gezielte Maßnahmen an Schul- und Klassenebene begegnet. So werden Regeln gegen aggressives Verhalten aufgestellt und Streitschlichtungen gefördert.

Das Olweus-Programm, das in Norwegen entstand, bildet die Grundlage für diese Ansätze. Es betont die Notwendigkeit eines positiven Schulklimas und das Engagement von Erwachsenen in der Schule. Dabei werden klare Grenzen für inakzeptables Verhalten definiert und die Reaktionen auf Regelverletzungen konsequent, aber nicht feindselig gestaltet. Frühzeitige Intervention ist entscheidend, um Gewalt nachhaltig einzudämmen. Aktuelle Erfolge des Programms in Deutschland zeigen, dass solche Strategien wirken können.

Gesellschaftliche Dimensionen der Gewaltprävention

Die Ursachen der Jugendgewalt sind vielfältig und reichen von Gewalt in der Familie über Gruppenzwänge bis hin zu Medienkonsum. Lüter verweist auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, die möglicherweise zu dem Anstieg von Gewalt führen, insbesondere die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Kinderarmut. Zahlreiche Initiativen zielen darauf ab, die sozialen und psychologischen Bedingungen zu verbessern, unter denen junge Menschen aufwachsen. Der Fall eines queeren Lehrers in Moabit, der Mobbing erlebte und dessen Situation öffentlich diskutiert wurde, verdeutlicht die Notwendigkeit von Schulen, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu fördern.

In Berlin wird zudem eine Landesstrategie für queere Sicherheit entwickelt, um dem Anstieg queerfeindlicher Übergriffe entgegenzuwirken. Dies ist eine Reaktion auf die steigenden Übergriffe gegen Angehörige der LGBTQ+-Gemeinschaft, die ein zusätzliches Augenmerk auf die notwendige Sicherheit in den Schulbereichen erfordert.

Insgesamt ist es notwendig, eine vielschichtige Strategie zur Gewaltprävention zu entwickeln, die alle Beteiligten – von Lehrkräften über Eltern bis hin zu den Schülern selbst – einbezieht. Bildung, Aufmerksamkeit und gezielte Handlungen sind der Schlüssel, um die Schulsituation zu verbessern und Gewalt nachhaltig zu reduzieren. Das zeigt auch der Medienpaket „Abseits?!“, das aktuelle Themen wie Mobbing und Aggression für Schüler ab neun Jahren behandelt und in allen Grundschulen verbreitet wurde. Gewaltprävention bleibt eine zentrale Herausforderung, die alle gesellschaftlichen Akteure gemeinsam angehen müssen.

rbb24 berichtet, Polizei-Beratung stellt Maßnahmen vor, und Fachportal Pädagogik liefert zusätzliche Informationen.

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Ort Berlin, Deutschland
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