Gewalt und Protest: Berlin im Griff von pro-palästinensischen Demos

Berlin meldet seit dem Hamas-Überfall 2023 über 670 pro-palästinensische Demos, zahlreiche Gewaltdelikte und antisemitische Taten.
Berlin meldet seit dem Hamas-Überfall 2023 über 670 pro-palästinensische Demos, zahlreiche Gewaltdelikte und antisemitische Taten. (Symbolbild/MB)

Gewalt und Protest: Berlin im Griff von pro-palästinensischen Demos

Berlin, Deutschland - Seit dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hat Berlin ein bemerkenswert hohes Aufkommen an pro-palästinensischen Demonstrationen verzeichnet. Laut den Angaben der Berliner Polizei gab es von diesem Zeitpunkt an insgesamt 674 solcher Versammlungen, begleitet von Hunderten von Gewaltvorfällen. Die Statistiken zeigen, dass von diesen Demonstrationen 24 verboten wurden. Bis Ende Mai 2023 wurden 714 registrierte Gewaltdelikte im Zusammenhang mit den Kundgebungen erfasst, wobei fast 600 dieser Taten bereits im Jahr 2022 stattfanden. Besonders auffällig ist, dass der Großteil dieser Straftaten, namentlich 627, sich gegen die Polizei richtete. Diese Angriffe umfassen sowohl physische Übergriffe als auch Widerstand bei polizeilichen Kontrollen und Festnahmen. Die Inhalte dieser Demonstrationen sind oft von Aggression und Emotionalität geprägt, auch wenn die Senatsinnenverwaltung feststellt, dass der überwiegende Teil der Demonstranten friedlich erscheint.

Immer wieder wird das öffentliche Sicherheitsgefühl in Berlin durch antisemitische Vorfälle belastet. Laut einem Bericht von Tagesspiegel wurden 2023 von der Berliner Polizei insgesamt 67 Gewalttaten mit antisemitischer Motivation registriert. Ein erheblicher Teil dieser Taten ereignete sich nicht direkt gegen jüdische Personen, sondern bei Demonstrationen. Von den 67 Vorfällen listet die Polizei 26 Körperverletzungen, 19 Widerstandsdelikte gegen Polizisten und weitere 19 Fälle von Landfriedensbruch auf, die meist bei pro-palästinensischen Demonstrationen stattfanden. Die Zahlen belegen einen Anstieg antisemitischer Gewalttaten, der sich nach dem Hamas-Angriff und dem darauffolgenden Konflikt im Gazastreifen deutlich bemerkbar machte.

Öffentliche Wahrnehmung und politische Reaktion

Die Sorge um die Sicherheit jüdischer Bürger in Berlin ist real. Der SPD-Abgeordnete Alexander Freier-Winterwerb warnte, dass es für viele Jüdinnen und Juden gefährlich sei, sich öffentlich zu ihrer Herkunft zu bekennen. Er fordert ein entschlossenes Handeln des Berliner Rechtsstaats gegen antisemitische Radikalisierung. Diese Reaktionen deuten auf ein wachsendes Bewusstsein für die Brisanz des Themas hin und reflektieren den Druck, unter dem die jüdische Gemeinschaft in der Hauptstadt steht.

Die Kritik am Umgang mit der pro-palästinensischen Community wird ebenfalls laut. Nazih Musharbash, Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, bemängelt das negative Bild, das in den Medien von der pro-palästinensischen Bewegung gezeichnet wird. Er weist darauf hin, dass Muslime häufig unter Generalverdacht stehen und hebt hervor, dass der Bundespräsident dazu aufgefordert hat, dass sich alle Palästinenser und Muslime klar von Hamas und Antisemitismus distanzieren.

Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem

Antisemitismus ist nicht nur ein Berliner Phänomen; es ist ein weltweit verbreitetes Problem. Die Statista zeigt auf, dass in Deutschland die Anzahl der Jüdinnen und Juden in den letzten 15 Jahren rückläufig ist. 2022 zählten etwa 91.000 Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Antisemitismus äußert sich in verschiedenen Formen, darunter struktureller und israelbezogener Antisemitismus. In den letzten Jahren wurde ein Anstieg antisemitischer Delikte wie verletzendes Verhalten, Sachbeschädigung und Bedrohungen festgestellt. 2022 wurden insgesamt über 2.600 antisemitische Straftaten in Deutschland registriert.

Die Ampel zwischen friedlichen Protesten und aggressiven Parolen auf den Straßen Berlins ist schmal. Die sozialen und politischen Spannungen, die durch die aktuelle Situation in Nahost genährt werden, tragen dazu bei, dass die Entwicklung von Antisemitismus und gesellschaftlicher Konflikten weiterhin ein kritisches Thema bleibt.

Details
OrtBerlin, Deutschland
Quellen